
Band: ZERO ABSOLU
Album: La Saignée
Genre: Black Metal
Trackliste:
01. La Saignée
02. Le Temps Détruit Tout
ZERO ABSOLU gingen aus der Band Glaciation hervor und bestehen aus Mitgliedern von Alcest und Regarde Les Hommes Tomber. Das klingt von den Eckdaten des Debütalbums ja schon vielversprechend. Die beiden überlangen Stücke (20 und 13 Minuten) brauchen sicher jede Menge Geduld.
Bedrohlich schwer starten die Musiker in das Titelstück „La Saignée“ hinein, doomige Klänge treffen auf heroisch gleitende Melodik. Die Stimmung schwankt zwischen kämpferisch und stampfend bis hin zu beherzt ausbrechend und attackierend, dazwischen versorgt uns die Band mit sehr schönen Melodiebögen, die der orchestralen Epik in ihrem Breitwandsound kontrastierend gegenüberstehen. Manchmal streuen ZERO ABSOLU ungemein ruhige Töne ein, die an total reduzierten Post Metal erinnern. Daraus erhebt sich ein kraftvoller, augmentierender Wirbel, der sich bis zur manischen Raserei steigern kann. Pointierte, sparsam eingesetzte Keyboards verdichten die Stimmung und fügen einen melancholischen Vibe hinzu, auch einige Sprachsamples tragen zur teils bedrückenden, teils stolzen Gesamtwirkung des Monsterwerkes bei. Die heiser krächzende Stimme passt sich perfekt ein und hält sich auch nobel zurück, wenn es der Song verlangt. So schwelgen ZERO ABSOLU minutenlang in instrumetaler Leichtigkeit, dann taucht eine Klangcollage mit Sprachfetzen auf – die Band erzählt eine Geschichte, da braucht es kein ständiges Getrümmer, obwohl der speedige Abschluss schon recht radikal ausfällt. In seiner Gesamtwirkung strahlt der Titeltrack eine variable, vereinnahmende Strahlkraft aus, der man sich nur schwer entziehen kann. Den Sound finde ich sehr gut gelungen: organisch, transparent, kraftvoll. Das zweite Werk „Le Temps Détruit Tout“ ist ebenso dynamisch angelegt, die Zutaten bleiben ähnlich, ein sphärisch schwebender Part rückt die Musik in die Nähe von Ambient, hier dominieren flächige Keyboards, allerdings ein wenig zu lange, da hätte eine Straffung gut getan. Der eingelullte Hörer wird von donnernden Drums wieder in kämpferische Stimmung versetzt und sieht einem energiegeladenen, explosiven Zwischenspurt entgegen, ehe die Platte mit einem wabernden Part ihr kontemplatives Ende findet.
Fazit: La Saignée ist perfekt zum Ein- und Abtauchen in tiefgründige Klanglandschaften geeignet, die Band umhüllt die ZuhörerInnen mit einer dynamischen, wohlklingenden und beherzten Darbietung, bei der Aggression zwar vorhanden, aber nicht ausschließlich wichtig ist. Ein wundervolles Album, das zum Versinken und Genießen einlädt, allerdings mit unterschwelliger Aggressivität ausgestattet ist.
Punkte: 9 / 10
Autor: Leonard