
Band: WRATH OF LOGARIUS
Album: Crown Of Mortis
Genre: Black Metal
Trackliste:
01. Unfathomable
02. Keeper Of The Spectral Legion
03. Erosion
04. Of The Void
05. Long Dead The King
06. Crypt
07. The Ethereal Mist
08. Lurker´s Tomb
09. Dread
Im ohnehin beinahe unüberblickbaren Dschungel von Subgenres, die es im Metal gibt, ein eigenes zu definieren, spricht für Selbstvertrauen – oder Hybris. Als 2021 die erste Single von WRATH OF LOGARIUS (damals noch unter dem Namen MARTYR LOGARIUS) eine formidable Spur positiver Eindrücke durch das Internet zog, war immer auch die Bezeichnung „formless Black Metal“ mitgeliefert. Die Kalifornier bringen damit zum Ausdruck, dass sie sich nicht an starre Traditionen, Regeln und Grenzen des Black Metal gebunden fühlen. Nach einer EP 2023 liegt nun mit Crown Of Mortis ihr erstes Full-length-Album vor und wir können uns einen vertiefenden Eindruck verschaffen.
Das Intro „Unfathomable“ erzeugt unmittelbar Gänsehautstimmung, die Erzählstimme macht klar, worum es geht: „forever trapped in own nightmare“. Ohne Zögern bricht dann mit „Keeper of Spectral Legion“ die ganze Kraft der Band über einen herein. Brutale, aber perfekt gesetzte Drums, erst knurrende, dann kreischende Vocals, trockene Riffs, Death Metal-artiges wird von Tremolo-Picking abgelöst, ergänzt, erweitert … whatever. Der Song ist noch nicht einmal eine Minute alt, und man fühlt sich nach den ersten rasenden Blastbeats reif, dem wahnsinnigen Fanatismus des Logarius zu folgen. Es bleibt keine Zeit Luft zu holen, lässt doch „Erosion“ die Erde, ja das Universum beben. Die Finger fliegen über die Saiten, die Drums legen noch einmal zu, der Versuch, dem zu folgen wird – „once impossible to attain“ – mit zittrigen Händen, zuckenden Augenlidern und dem Scheitern belohnt. Absolut beeindruckend, was Vastator und Urath an den Gitarren, Lord Marco an den Drums und Noctifier an den Vocals hier abliefern. Passagenweise hört man eine Nähe zum modernen Deathcore, in dem Moment aber verändert es sich und biegt in Richtung des klassischen Black Metals ab, nur um nach ein paar Takten wieder sehr modern und frisch zu klingen. Das ist alles wie aus einem Guss, vollkommen stimmig und organisch, es gibt keine Brüche, sondern fein geschriebene Transitionen, wie beispielsweise in „Of The Void„, das in seiner wirbelnden Vielfalt einzigartig ist und Raum für unterschiedlichste Stimmungen lässt. In „Long Dead The King“ ist es die eigentümliche Einheit einer klagenden Melodie mit den rasenden, donnernden Blastbeats, die fasziniert. Und über alledem die Vocals, die gekonnt zwischen Growls und Kreischen wechseln, so die sich entwickelnde Atmosphäre unterstützen. Je länger man zuhört, umso tiefer wird man gezogen, umso weniger gibt es ein Entrinnen. Ein weiterer Höhepunkt ist auch „Lurker’s Tomb„. Double-Bass-Kicks und schneidende Riffs, Tempowechsel, Bruchlinien, dissonante Sequenzen machen einen avantgardistischen Eindruck und führen geradewegs in ein faszinierendes Gitarren-Solo. „Dread“ lässt das Album mit etwas getragener Atmosphäre ausklingen, es ist wie das Erwachen aus der Paralyse des Logarius und liefert eine der besten letzten Lyrics-Zeilen eines Albums seit langem: „The fear subsides for now I breath again“. Wie wahr.
Fazit: WRATH OF LOGARIUS überzeugen mit ihrem ersten Long-Player Crown Of Mortis auf allen Ebenen. Fantastische Skills an den Instrumenten und den Vocals, gediegenes Songwriting, eine fesselnde Progression und eine Vielfalt, wie man sie selten hört. Die Definition des eigenen Subgenres ist kein Ausdruck von Hybris, sondern in aller Demut gerechtfertigt. Ein ganz fantastisches Album – für mich schon jetzt in der Short-List zu den Alben des Jahres.
Punkte: 10/ 10
Autor: distelsøl