Band: WOE UNTO ME
Album: Along The Meandering Ordeals, Reshape The Pivot Of Harmony
Genre: Funeral Doom Metal
Trackliste:
01. Mired Down In The Innermost Thicket
02. Spiral-Shaped Hopewreck
03. Deep Beneath The Burden
04. Blood-Black Nothingness Stops Spinning
05. The Great Waste Of Withered Pipedreams
Funeral Doom ist eines jener Subgenres des Metal, die die passende Situation, die passende Stimmung, ja manchmal auch das passende Mind-Set benötigen. Zu oft ist es von musikalischer Gleichförmigkeit geprägt, zu oft sind die Proponenten nicht von einander zu unterscheiden. WOE UNTO ME aber fällt auf. Schon die ersten beiden Alben wurden sehr positiv, ja sogar überschwänglich rezipiert. Das vorliegende dritte Album der heute in Polen lebenden Weißrussen lädt mit nur fünf Songs, aber einer Spielzeit von mehr als einer Stunde ein, gut hinzuhören.
Das Album beginnt langsam, sanft, mit vereinzelt schräg klingenden Klangexperimenten, bleibt aber einladend und begleitet die Hörenden. Das einsetzende spoken-word weist in die erwartbare Richtung: mit brüchiger Stimme vorgetragen, richtet man sich emotional in Richtung der dunklen Seiten der Existenz aus. Ein kurzes Aufbäumen mündet in tiefschwarzen, schwer depressiv wirkenden Growls. Man ist angekommen, in den Tiefen der Trauer, der Depression, der Qual – ein schweres, fast unerträglich zähes Riff, Bass und Drums stellen das tragende Soundgerüst, ohne aber anzutreiben. Beeindruckend dicht wird die Atmosphäre. Über die gesamte Spielzeit hinweg bleibt diese depressive Grundstimmung erhalten, aber immer wieder auch mit überraschenden Akzenten aufgelockert. So kontrastieren breit eingesetzte Clean Vocals oftmals die dunklen Growls oder entwickeln sich progressive-artige Gitarrensoli, die dann von dissonanten, kantigen Akkorden gebrochen werden, wie in „Spiral-Shaped Hopewreck„. Drums und Bass bleiben dezent im Hintergrund, tragen aber jeden einzelnen Song. Punktgenau eingesetzte Synthie-Streicher verleihen der Klang-Landschaft Breite und doch überwiegt die Introspektion, die Auseinandersetzung mit existentiellen Qualen, mal träge und schwerfällig wie Schritte im Dickicht von „Mired Down In The Innermost Thicket„, mal mit mehr Energie und Kraft wie in „Blood-Black Nothingness Stops Spinning“ oder wie ein dunkler Sturm hereinbrechend wie in „Deep Beneath The Burden„. Jeder Song, aber auch das Album als Gesamtheit, hat eine konsistente Dramaturgie – faszinierend, wenn auch fordernd, mitunter anstrengend.
Fazit: WOE UNTO ME gelingt mit Along The Meandering Ordeals, Reshape The Pivot Of Harmony ein bemerkenswertes Album. Die mächtigen Klang-Landschaften sind überwältigend, brauchen aber Zeit, die in den rund 12minütigen Songs auch gegeben wird. Akzente werden mit der Präzision von feinen Pinselstrichen gesetzt. Ein Album, das von Anfang bis zum Ende gehört werden muss, um seine Wirkung zu entfalten. Ein Album wie ein Live-Gig.
Punkte: 8/ 10
Autor: distelsøl