WITHDRAW – Rise Of Withdraw

Mastermind Witege ist unglaublich produktiv: seit 2021 hat er nämlich mit Withdraw sage und schreibe 7 Alben, 3 EPs und 2 Splits herausgebracht – die vorliegende Compilation umfasst die ersten vier Werke.

Die Stücke sind von großem Melodieverständnis und einem dezenten Hang zu Extravaganz und Schrägheit geprägt. Als würde sich ein schelmischer Spielmann eine metallische Gewandung überziehen und seine Geschichten mit bedrohlicher Stimme dem Fußvolke vortragen. Die Musik ist manchmal beschwingt und beinahe tanzbar, trotzdem verkommt sie niemals zu Klamauk, sondern ist ernstzunehmende Tonkunst. Sprachsamples verdichten die Stimmung und gelungene Leadgitarren tragen die Kompositionen, welche Tempo und Rhythmik gut variieren. Schnelle Attacken, predigende Passagen, groovige Einsprengsel, memorable Refrains, fieses Gekeife mit verzweifelter Aura oder doomige Schwere – der Künstler nutzt viele Möglichkeiten musikalischer Ausdrucksformen. Ruhige Passagen gleiten elegant dahin und werden von melodischem Highspeed zerrissen, bevor grooviges Midtempo oder punkige Direktheit in schlüssiger Form das Kommando übernimmt… das mag nach Überforderung klingen, doch die Musik schlängelt sich wie ein Fluss mit Stromschnellen dahin: ausladend, elegant und mächtig, aber auch rasant, gefährlich sowie unauffällig bedrohlich. Die Klänge ziehen dich wie ein Strudel in die Tiefe und fesseln mit melodischen Brückenbauten, die sich oftmals über den akustischen Strom spannen. Der Song „Krieg im Leib„ sammelt als hochmelodisches Ohrwurm-Trumpfass noch zusätzlich Pluspunkte.

Fazit: Withdraw verbinden ausdrucksstarken Black Metal mit variabler Avantgarde, schrägen Anklängen oder gewiefter Dynamik, gewürzt mit ruhigen Parts und effektiven Steigerungen – eine spannende Werkschau mit Pfiff!

Punkte: 9 / 10

Autor: Leonard