Band: WELTENBRANDT
Album: Transzendenz Schatten Romantik
Genre: Depressive Black Metal
Trackliste:
01. Melancholia Urgewalt
02. Apotropaion
03. Resilienz
04. Ornament
05. Prana
06. Vergängnisdenkmal
07. Serenade
08. Broken Crosses
09.Tiefste Rast
Die österreichische Post Black Metal/ Melodic Black Metal-Szene ist ausgesprochen vital und bringt eine Menge Bands hervor. Eine der jüngeren Bands ist WELTENBRANDT, das Solo-Projekt des Vöcklabruckers Bernhard Zieher. Sechs Jahre nach dem Debüt, das in der Szene auf positive Resonanz gestoßen ist, liegt nun das zweite Album Transzendenz Schatten Romantik vor. Die Erwartungen sind hoch, gleichzeitig ist das zweite Album wohl immer eines der Schwierigsten.
Mit Streichern und einer zarten Piano-Phrase eröffnet „Melancholia Urgewalt“ das Album. Der fast kitschig schöne Beginn des Songs wird dann mit mächtigen Gitarren und tragenden Drums kontrastiert. Mit Einsetzen der gekreischten Vocals ist man im bandtypischen Klangbild angekommen. Faszinierend wie rund das Stück trotz der Kontraste ist. Es geht sofort ins Ohr und ins Herz, berührt und holt sowohl musikalisch als auch emotional ab. Melancholisch und doch voller Energie – ein wunderbarer Auftakt für das Album. Der zweite Track „Apotropaion“ startet mit etwas dreckiger verzerrten Gitarren und krachende Drums treiben so richtig an. Ein kraftvoller Song, bei dem die Post abgeht. Die Gastvocals von P.G. (GROZA) fügen sich nahtlos ein, verleihen eine eigene Note, und doch bleibt es unverkennbar ein WELTENBRANDT-Song. In „Resilienz“ wird das Muster der atmosphärischen Stimmung, vor Streichern und Synthie-Chören, kontrastiert von einer kraftvollen und treibenden Rhythmussektion und einer Melodie, die durch den Song trägt, nochmals verdichtet. Die Melancholie ist gewichen, im Vordergrund stehen Aufbruch, Kraft und Energie. „Ornament“ ist im Gegensatz dazu deutlich reduzierter, ein kleines Instrumental-Stück. „Prana“ ist hingegen ein echter Kracher, der sehr wuchtig und mitreißend beginnt und dennoch der Melodie Raum gibt. Der spezielle, einzigartige Gesangsstil des Gasts J.J. (Harakiri for the Sky, Karg) unterstreicht die energievolle Gesamtstimmung. „Vergängnisdenkmal“ beginnt wieder etwas ruhiger, ein dichter Streicherteppich macht den Song sehr sanft, stilistisch bleibt er dem Gesamtbild aber treu und bietet dann auch wieder ein Wechselspiel zwischen energievollen und ruhigeren, melodiösen und opulent arrangierten Passagen. Auch in diesem Song, sind die Gastvokals – diesmal als Spoken Word von Anhedonique – stimmig platziert. „Serenade“ ist ein weiterer Instrumentaltrack. „Broken Crosses“ ist mit den mächtigen, schweren Gitarren deutlich träger, depressiver als die bisherigen Songs, gleichzeitig ballert er ganz ordentlich. Wieder ein Kontrast also, wieder geht es auf, dieses Wechselspiel mit Stimmungen, die Variation von Dynamik und Tempo und die Ergänzung durch Gastvocals von Silvano (Regnum Noricum). Auch der letzte Song „Tiefste Rast“ bewegt sich zwischen Sequenzen, in denen die traurig-depressive Stimmung förmlich zu greifen ist und quält und jenen Passagen, in denen diese innere Qual vor einer mächtigen, aggressiven Wall of Sound hinaus gebrüllt wird. Wieder passen die Gastvocals – diesmal von L.G. (Ellende) – hervorragend zur Stimmung des Songs.
Fazit: WELTENBRANDT gelingt mit Transzendenz Schatten Romantik ein ganz außergewöhnliches Album. Es ist von Anfang bis zum Ende sehr rund, stimmungsvoll, musikalisch abwechslungsreich und interessant, gleichzeitig aber im Stil unverkennbar. Schöne Melodien in wahrlichen Post-Black-Metal-Krachern, instropektiv und gefühlvoll ebenso wie kraftvoll, energiegeladen und aggressiv. Beeindruckend auch, wie sich die Gastvocals perfekt in die jeweiligen Songs fügen, wie Nuancen des jeweiligen individuellen Stils einfließen, aber die Charakteristik von WELTENBRANDT erhalten und ergänzen. Ein Album für die Dauerschleife.
Punkte: 10 / 10
Autor: Distelsøl