RAROG’G – Homo Ad Fundum (2024)

Band: RAROG’G
Album: Homo Ad Fundum
Genre: Black Metal

Trackliste:
01. Oczyszczenie
02. Poprzez Czarne Światło 
03. Gniew
04. F.T.C II
05. Surtur`s Fire
06. Początek Końca Koniec Początku 
07. Funus Mundi

Die slawische Mythologie kennt den Feuer-Dämon Rarog, der in unterschiedlichen Formen auftritt: Falke, Drache, Feuerwinde. In der polnischen Folklore wird der Rarog als kleines Vögelchen beschrieben, das in der Tasche getragen werden kann und Menschen glücklich machen soll. Die 2004 gegründete polnische Band RAROG’G hat sich dem Black Metal zugewandt – sind sie also eher auf der dämonischen Seite oder jener des Glücksbringers – oder gar beides zugleich? Vielleicht ist ein Hördurchgang durch das eben erschiene Album Homo Ad Fundum aufschlussreich, um diese Frage zu beantworten.

Ohne Umschweife öffnet der erste Track „Oczyszczenie“ die finstere Höhle, in der sich gar schaurig-schöne Rituale abspielen sollen. Bass und Drums begleiten wie Fackeln an den Wänden tiefer in die Finsternis. Ein prägnantes, hypnotisierendes Riff heißt am Ort des Rituals willkommen. Diabolisches Lachen, das am Höhepunkt durch gnadenlos geprügelte Blastbeats markiert wird. Was für ein Auftakt! „Poprzez Czarne Światło“ wirkt wie eine Prozession aus dem Hintergrund der Höhle bis zur völlig ekstatischen Explosion! Die Dramaturgie des Tracks ist eindrucksvoll, musikalisch donnert, poltert die Rhythmussektion, ein feines Riff führt die Aufmerksamkeit, ein schaurig anmutendes, düsteres Intermezzo mit Orgelklängen lässt das Blut gefrieren, bis dann die Ekstase ausbricht und schlussendlich in eine brutale Stille bricht. „Gniew“ breitet die Arme für die strauchelnden Hörerinnen aus, tröstet und zeigt den Weg. Ein Riff, wie das Entzünden einer Fackel, die den Weg tiefer in den Schlund der Höhle noch etwas ausleuchtet. Die Prozession nimmt Fahrt auf, beschleunigt, ballert direkt, schnörkellos, der Höhepunkt ein scharf geschnittenes, hartes Gitarrensolo. Kein Ausweg mehr, gefangen im dichten Netz dieser schwarzen Messe. „F.T.C II„, mit nur etwas mehr als 2 Minuten der kürzeste Track des Albums, erlaubt ein kurzes Durchatmen, Luft holen. „Surtur’s Fire“ beginnt mit Gänsehautmoment, ruhig, mit teilweise gehauchtem spoken word einer Kinderstimme. Wissend, der beschworene Dämon ist angekommen. Der Song ist mächtig, düster, zunächtst ruhig, dann zunehmend roh und rauh – gleichzeitig trägt die Melodielinie den Song in lichte Höhen, man verfolgt gebannt das Geschehen, bis gegen Ende nach einem kurzen spoken word des Predigers, die rumpelnden Blastbeats alles in Schutt und Asche legen. „Początek Końca Koniec Początku“ beginnt mit einer pulsierenden Basslinie, gesprochener Text von unterschiedlichen überlagerten Stimmen weckt Erinnerungen an Gebete. Zwei kommunizierende Gitarrenriffs vor einer undurchdringlichen Blastbeat-Wand, wie Kerzen flackernde Cymbals . Das Ritual ist an seinem Höhepunkt angelangt und steuert direkt auf das furiose Finale mit einem genialen Riff zu. „Funus Mundi„, ein mächtiger, opulenter, aber nie überladener Instrumentaltrack, begleitet die Prozession aus der Höhle, die Hörerin aus dem Album heraus in die alltägliche Wirklichkeit, pflanzt aber gleichzeitig das Begehren, dem Ritual noch einmal beizuwohnen, und noch einmal … und noch einmal … 

Fazit: RAROG’G liefern mit Homo Ad Fundum ein Album allererster Güte ab. Traditionieller Black Metal, roh und rau, bei dem sich die Songs um düstere Gitarrenriffs herum entwickeln, druckvoll und mächtig, treibende und euphorisierende Blastbeats und Halt gebende Basslinien. Jeder einzelne Song für sich, aber auch das Album als gesamtes, mit einer eindrucksvollen Dramaturgie, die in den Bann zieht. Tatsächlich ein beglückendes Album des mythologischen Feuerdämons. 

Punkte: 10 / 10

  

Autor: Distelsøl