Band: POST PULSE
Album: Return To The Halls
Genre: Death Metal
Trackliste:
01. Intro
02. Disfigured Beyond Recognition
03. My Testament
04. Flood Gate
05. My Hate Runs Blood Red
06. Taste of Freedom
07. The Ultimate Question
08. N.Y.C.
09. Return to the Halls
POST PULSE stehen für unkonventionellen Death Metal, der – so die Finnen selbst – von Pop, EDM and Ambient Jazz inspiriert ist. Nun liegt das zweite Album Return To The Halls vor.
Das zurückhaltende Intro begleitet in das stürmische „Disfigured Beyond Recognition„. Wuchtige Drums, harte Riffs eröffnen der Song bevor im Hintergrund ein Synthie—Sound-Teppich ausgelegt wird. Einem Schattentheater ähnelnd zeigt sich auf der Vorderbühne der harte, dunkelböse Death Metal, während sich im Hintergrund langsam eine Soundfläche entwickelt. Ruppig unterbrochen von Rhythmus- und Tempowechsel und einsetzenden Blastbeats. Gegen Mitte des Tracks sind wir endgültig angekommen und finden uns zwischen 80-er Synthie-Pop und straighten Death Metal. Interessanterweise scheinen sich die Widersprüche anzuziehen. Düstere Sounds eröffnen auch „My Testament“ bevor – wie bunte Blüten auf einer dunklen Leinwand – eine Melodielinie eingeführt wird. Die einsetzenden, genre-typisch, aggressiven Vocals durchbrechen die sich aufbauende Spannung. Die Melodielinie wird als Motiv im Chorus wieder aufgegriffen, entwickelt und eigentümlich abbaesque-poppig direkt auf einen groben Rhythmuswechsel zugesteuert. Es bricht, zerfällt, wird mit grober Hand wieder zusammengesetzt. „Flood Gate“ dient als beruhigende instrumentale Brücke im Ambient-Style, bevor „My Hate Runs Blood Red“ mit aller Brutalität hereinbricht. Mit unerwarteten Intensität wird alles an die Wand gedrückt, was sich nicht rechtzeitig wegducken konnte. „Taste of Freedom“ schließt an. Harte, kurze Akkorde treiben den Song voran. Klangstrukturen entwickeln sich, werden komplexer, überlagern sich, aber die Attraktion zwischen den Gegensätzen lässt aus – das mühsam aufgebaute Soundgebilde bricht im freigelassenen Wirbelsturm. „The Ultimate Question“ beginnt mit Anleihen aus dem gerade so populären Blackened Death Core, klingt dann kurz wie Post Metal und wird dann zu Death Metal-Vocals vor Hard Rock Gitarren Riffs und getragenen Gitarren als Bridges. Klingt wild? Ist wild! – in keinem anderen Track werden die unterschiedlichen Einflüsse so deutlich wie hier. In keinem anderen Track gelingt dieser Fusion-Sound so stimmig und dicht. Kein anderer Track ist so abwechslungsreich und doch in sich kohärent – ein interessantes Stück, das nahtlos in „N.Y.C.“ übergeht. Endlich ist er da, der Ambient Jazz und legt sich schwer und rauchig, aber beruhigend über die aufgeheizte Stimmung. Die faszinierend dichte Atmosphäre lässt vor dem geistigen Auge, den dunklen, verrauchten, Jazz-Club auftauchen, in dem das jazzy Sax seine große Stunde hat. Ein unheilvolles Metronom wird Taktgeber für schräge, schiefklingende Streicher, die den Beginn von „Return to the Halls“ markieren. Schaurig schöne Spannung baut sich auf. Aber es dauert nicht lange bis Drums trocken und straight das Bild zerbrechen. Es erstaunt, wie uninspiriert an dieser Stelle der konventionell-solide Death Metal erscheint. Aber die 12 Minuten, die der Track dauert, bieten noch jede Menge Zeit für die eine oder andere Wendung. Es rumpelt, es umgarnt, es stößt vor den Kopf, es reicht von stadiontauglichen hymnischen Passagen bis hin zu Soundcollagen für Meditationsübungen, die das Motiv aus dem Intro wieder aufgreifen. Faszinierend.
Fazit: Ein stellenweise faszinierendes Album, mit den größten Stärken in der zweiten Hälfte. Obwohl nicht als Konzept-Album angelegt, ist POST PULSE ein Album gelungen, das man im Loop abspielen kann. Freilich nicht ohne die eine oder andere Irritation, sicher auch nicht beim ersten Anhören – aber es gewinnt mit jedem Hördurchgang. In der Endlosschleife ein Album wie ein Fiebertraum.
Punkte: 9 / 10
Autor: Distelsøl