NUMENTO – The Antimatter Fantasy (2024)

Band: NUMENTO
Album: The Antimatter Fantasy
Genre: Progressive Extreme Metal

Trackliste:
01. Equinox
02. Opilion
03. The Solipsist 
04. Gargantua 
05. Singularity 
06. Timetrap 
07. Elevate
08. The Dark Web 

NUMENTO ist ein Quintett, das sich irgendwo zwischen Progressive und Melodic Death ansiedelt. Mit The Antimatter Fantasy stellen sie ihr drittes Album vor. Die Besetzung mit einer Sängerin und vier männlichen Musikern in klassischer Formation (2 x Gitarre, Bass, Drums), erscheint mittlerweile fast genretypisch. Gelingt es den Finnen, sich von den Genre-Blaupausen abzuheben?

Was für ein Opener: „Eqinox“ ist noch nicht einmal 1 Minute alt und schon hat es die Hörerin in seinen Bann gezogen. Der Song startet mit der selten gehörten Kantele – aber was dann kommt, ist alles andere als traditionell und folkloristisch. Ein interessanter Kontrast zwischen harschen Rhythmus-Gitarren und der Kantele bildet einen einladenden Spannungsbogen. Dem verfänglich-schönen Riff der Lead-Gitarre werden Screams gegenübergestellt, auch die Clearvocals im Chorus wissen zu überzeugen. Die Gesangspassagen zeichnen sich durch ausgesprochen interessante Phrasierung aus. Die Drums bilden das tragende Fundament und treiben an. Alles. Auf. Dem. Punkt. Makellos!  „Opillion“ eröffnet mit einem feinem Riff. Direkt, kraftvoll, energiegeladen und mitreißend. Das in den Lyrics gezeichnete, düstere Bild, findet seine Entsprechung in massiven Growls und seinen Kontrast in wunderbaren, klar gesungenen Vocals. Die sehr saubere Produktion unterstützt das feine Songwriting – hier ist alles am richtigen Platz und bildet ein sehr rundes Ganzes. Die Zutaten für ein Ohren-Festmahl sind also angerichtet und auch der dritte Gang des Menüs überzeugt. Mit „The Solipsist“ bleiben NUMENTO bisher Gehörten treu. In „Gargantua“ wird es atmosphärisch ruhiger. Zu Beginn verzaubert ein sphärischer Gesang. Eine interessante Basslinie eröffnet den Verse, aber es bleibt ein vergleichsweise ruhiger, wenn auch sehr melodiöser Track. Sphärisch, melodiös und ruhig geht es auch in „Singularity“ weiter – eine nachdenkliche Ballade mit einem fantastisch gesungenen Chorus. „Timetrap“ ist ein recht konventioneller Melodic Death Track, der keine wirklichen Überraschungen bietet. Aber bitte nicht missverstehen: es ist ein guter Song. Unerwartet ist hingegen „Elevate„. Das ist über weite Strecken eine Pop-Ballade – von der guten Sorte. Die Sängerin Katri überzeugt auch hier mit Skills, die so manches Pop-Sternchen gerne hätte. In der zweiten Hälfte des Songs wird das Tempo angezogen, rumpelnde Drums, Gitarrenläufe vor einer dichten, episch anmutenden Soundwall und wieder kunstvoll gesetzte Vocal-Stilmittel. „The Dark Web“ vermittelt Progressive-Vibes, durchschnitten von bösen, harten Screams und tiefen Growls. Es entsteht eine düstere Atmosphäre. Der Song baut sich auf, wird dichter, ruppig und mündet in einem unerwarteten Chorus – ungefähr so müssen die mythologischen Sirenen klingen, wenn sie die Seefahrer in ihren Bann ziehen oder die dunkle Hexe, die sich am Herz des Opfers stärken möchte. Tatsächlich findet sich das Motiv auch in den Lyrics wieder: „Hear the whisper of a siren. You’re under my spell. Obey my will or I will eat you alive. Drink the tears from your skull.“ Der Höhepunkt des Albums und als Hörer im dunklen Netz von NUMENTO gefangen.


Fazit: NUMENTO sind ein Ereignis: eine unglaublich vielseitige Vokalistin, feines Songwriting, eingängige Melodien, Musiker, die wissen was sie tun, eine feine Produktion. Hier stimmt einfach alles. Melodic Death oder Extreme Progressive at it’s best – eine absolute Empfehlung.

Punkte: 10 / 10

Autor: Distelsøl