
Band: KIR
Album: L’appel du vide
Genre: Black Metal
Trackliste:
01. Destination Void
02. Monument
03. Znów
04. Eter
05. Apoptosis
Sieben Jahre nach der Gründung gibt es nunmehr den ersten Release des polnischen Black-Metal-Quintetts KIR. Wobei: Quintett ist erst seit Neuestem richtig, war es doch lange ein kleines Projekt der musikalischen Köpfe von Harvest (Vocals) und Ferment (Gitarre und Bass). Offenbar haben sie erst jetzt mehr Zeit für ihr gemeinsames Projekt gefunden. Die Debüt-EP L’appel du vide bietet fünf Tracks und eine Gesamtlaufzeit von 30 min.
Das titelgebende psychologische Phänomen, der „Ruf der Leere“, wirft nach wie vor viele Fragen auf, gleichzeitig ist es auch faszinierend und ein wie ich finde passendes Motiv für ein Black Metal-Album. Eine Sogwirkung, der man sich nicht entziehen kann, eine merkwürdige Attraktion, die man gar nicht recht im eigenen Bewusstsein verorten kann, der dunkle, destruktive Impuls in mir selbst. Nun ja, genug des laienhaften Psychologisierens, soll es doch um das musikalische Schaffen der fünf Polen gehen. Das kurze Instrumental-Intro „Destination Void“ versucht die Brücke ins Nichts zu bauen. Düstere Klänge, rauschend, schneidend und bedrohlich anschwellend führt es direkt in „Monument„. Die Gitarren und Drums treiben den Song an, im Hintergrund ein repetitives, auf- und abschwellende Riff. Das kann schon eine hypnotische Sogwirkung erzielen. Im Verlauf gewinnt das Album an Komplexität, an Varianten, bleibt aber der hypnotischen Wiederholung treu. So sind es in „Znów“ rumpelnde, trampelnde Blastbeats, vor einer schwerfälligen Akkordfolge und einem schneidenden Riff, die den Song unaufhaltsam auf Spur halten, bis er sich in einer technoiden Soundcollage auflöst. Später werden stärkere Melodieakzente und einzelne Hooks gesetzt. Gerade „Eter“ ist ein feines Beispiel eines Black-Metal-Melodie-Biests, das sowohl die finstere, düstere Atmosphäre verströmt, die es braucht, als auch eine einnehmende Melodie zu bieten hat. Vocals zwischen tiefen Growls, kehligem Röcheln. Blastbeats, die das dunkel vibrierende Fundament für scharfe Riffs bilden, bis sich etwa zur Mitte des Songs eine mächtige Melodie entwickelt, der Song an Intensität gewinnt, sich förmlich aufbäumt zu einem Riesen wie am Artwork, um dann im ebenfalls sehr mächtigen und dem längsten Track des Albums „Apoptosis“ den programmierten Zelltod zu sterben. Schade, gerade wo es schön wurde, muss man Abschied nehmen.
Fazit: KIR liefern mit L’appel du vide ein beachtliches Debüt. Mächtiger Black Metal, der sowohl roh und direkt, als auch melodiös und einnehmend werden kann, ohne aber im Chaos zu münden. Gelungenes Songwriting, eine saubere Produktion und handwerkliche Meisterschaft an den Instrumenten fließen ineinander und hinterlassen einen bleibenden Eindruck. Gerade die beiden letzten Songs sind ganz beachtliche Stücke des Black Metal.
Punkte: 8/ 10
Autor: distelsøl