Ivory Gates – Behind The Wall

Das fünfte Album der progressiven Brasilianer Ivory Gates besticht durch vielerlei Aspekte: technische Brillanz, ohrwurmverdächtige Refrains, spielerische Leichtigkeit und emotionale Tiefe. Die versierten Musiker wissen bei aller Technik aber bestens um die Wirkung von zugänglicher Musik Bescheid und übertreiben es nicht mit dem Zurschaustellen von Griffbrett-Akrobatik. Die charmant knödelige, manchmal hohe Stimme von Sänger Felipe tönt kraftvoll und in den richtig gewählten Momenten auch zurückhaltend. Der Klang ist erdig und klar, die Musik pumpend, galoppierend, griffig und verspielt Die Gitarrensoli passen sich perfekt ein und erzählen Geschichten, verkommen also nicht zum Selbstzweck. Meist im gehobenen Midtempo agierend, scheut das Quartett nicht vor leisen Tönen zurück und überzeugt mit dem herzlichen, aber fast pathosfreien „Leaves Of Winter“, das aber im Laufe der Spielzeit an Intensität sowie Tempo zunimmt und als klassische Halbballade zu Herzen geht, ohne den Kitsch aus den Boxen tropfen zu lassen. Das Instrumentalstück „Duality„ bindet geschickt filigrane Latin-Rhythmen ein und begeistert durch famose Bassläufe und hervorragende musikalische Qualität. Dieses Album sprudelt nur so vor Kreativität und Spielfreude – schlussendlich gibt es noch zwei Neueinspielungen als Bonus obendrauf!

Fazit: Ivory Gates beeindrucken durch leichtfüßige Technik und moderat zupackende, groovig treibende Härte – ein akustisches Festmahl für Musik-Gourmets, die es dezent progressiv, aber ebenso direkt und rockig bevorzugen.

Punkte: 9 / 10

Autor: Leonard