INFERN – Turn Of The Tide (2024)

Band: INFERN
Album: Turn Of The Tide
Genre: Death Metal

Trackliste:
01. Undertow
02. Phineas Case
03. Tormented Paranoid
04. Burning Fields
05. Archetype Of Brutal Aggressor
06. Gaining Ground
07. State Puppet Theater
08. March Of The Grotesque
09. To The Extreme
10. Buried Alive

Die französische Metal-Szene ist in Zentral-Europa traditionell – von ein paar einzelnen Ausnahmen – unterrepräsentiert. Noch viel mehr gilt das natürlich für Underground- und Nachwuchsbands. Das Quintett INFERN zählt zu beidem. Die Band wurde erst 2019 gegründet, wenn auch einzelne Mitglieder schon seit rund 20 Jahren in unterschiedlichen Bands spielen. Als gemeinsame musikalische Vision machen sie nun old school Death Metal. Anfang Oktober ist nun Turn Of The Tide, das erste Album der Franzosen, mit 10 Songs und einer Spiellänge von knapp 40 Minuten, erschienen.

Old-school ist immer so eine Sache, es ist ein schmaler Grat zwischen langweiligen generischen Kopien alter Helden und einer soliden, frischen Interpretation alter Erfolgsrezepte. Der Opener „Undertow“ aber macht – nach einem sehr atmosphärischen, sich ziehenden Intro – schon klar: die Franzosen wissen schon, was sie tun. Wir hören kraftvollen straight-forward Death Metal, hart, schnell, mit einem präzise gezimmerten Riff. „Phineas Case“ ist auch so ein Song: die Einflüsse sind unbestritten hörbar und doch ist es anders und eigenständig genug, um nicht billiger Abklatsch zu sein. Besonders auffällig hier die polyphonen Vocals und eine beeindruckende Meisterschaft an der Lead-Gitarre. „Tormented Paranoid“ ist geprägt von einem schweren, dunklen Riff und druckvollen Drums, ein solider Track. „Burning Fields“ setzt ebenso solide fort, nach dem nun mittlerweile vierten Track setzen erste Ermüdungserscheinungen ein: zu vorhersehbar ist es, was wir zu hören bekommen. „Archetype Of Brutal Aggressor“ ist ein Mid-Tempo-Song, der mit einem Hauch dunkleren Gitarren und einzelnen Pinch-Harmonics auffällt, und sich damit doch etwas vom bisher Gehörten abhebt. „Gaining Ground“ ist wieder ein aggressiver, von schnellem double-bass Drumming angetriebener Song, der im Chorus aber gekonnt Tempo herausnimmt, nur um wieder Schwung zu holen. In der gleichen Spielart geht es mit „State Puppet Theater“ weiter, hier würzt ein interessantes Riff den einigermaßen rustikalen Song. „March Of The Grotesque“ wiederum wartet mit Tempowechseln und Gitarren im Dialog mit der stampfenden Gleichförmigkeit der Rhtythmusabteilung auf. „To The Extreme“ ist weniger extrem, als es der Titel erwarten lässt, im Gegenteil, es ist wieder ein solider, wenn auch kraftvoller, straight-forward Song. Der letzte Track des Albums „Buried Alive“ eröffnet mit melancholischeren, doomigen Vibes und will so zunächst nicht ganz in den Flow passen, aber nach nur einer Minute ist der kurze Ausflug überwunden und es wird wieder gnadenlos geknüppelt und macht das Album insgesamt zu einer runden Sache.

Fazit: INFERN legen mit Turn Of The Tide ein Album vor, wo nichts wirklich neu, originell oder innovativ ist, gleichzeitig ist es gut und eigenständig genug, um Eindruck zu machen und nicht nur eine billige, generische Kopie zu sein. Für Freunde des old-school Death Metal sicherlich eine Hörprobe wert.

Punkte: 7/ 10

 

Autor: distelsøl