Band: FIRTAN
Album: Ethos
Genre: Black Metal
Trackliste:
01. Hrenga
02. Zores
03. Contra Vermes
04. Arkanum
05. Wermut hoch am Firmanent
06. Moloch
07. Ruakh
08. Komm herbe, Schwarze Nacht
09. Wenn sich mir einst alle Ringe schließen
Im deutschen Baden-Württemberg wurde 2010 die Formation FIRTAN gegründet, die sich zunächst dem Pagan-Black zugewandt hatte. Im Laufe der Jahre griff sie die rohe Energie des Black Metal der 1990er Jahre auf und entwickelten ihre ganz eigene Sound Signature, geprägt von druckvollen, aggressiven, mächtigen Gitarren und der einen oder anderen progressiven, experimentellen Würze. Gerade auch der Einsatz einer Geige macht den Klang sehr besonders. Nun liegt das vierte Album Ethos vor.
Der Opener „Hrenga“ beginnt zunächst mit einem Dialog der Gitarren, der verstummt, sobald der Bass einsetzt. Eine düstere, beklemmende Atmosphäre entwickelt sich, schwere Gitarren setzen ein, die sirenenartige Geige trägt die Melodie. Intensive, schreiende Vocals und ein Gastauftritt von J.J. (Harakiri For The Sky und Karg) prägen den Song. Tempowechsel und ruhigere Phasen, Blastbeats wie der perfekte Sturm. Was für ein atemberaubender Auftakt. Und so geht es auch mit „Zores“ weiter. Aggressive und klagende, schreiende, kreischende Vokals, eine Rhythmussektion, die mit wuchtigem Sound für Atemnot sorgt, und schwere, dunkle Gitarren, die wie aus dem Vorhof der Hölle kommend, das Motiv der Lyrics des reinigenden Feuers verkörpern. „Contra Vermes“ setzt genau so fort, die Atmosphäre bleibt dunkel und schwer, es ist kein Platz für Licht, für Hoffnung, für Leben. Es dominiert Verwüstung. „Arkanum“ beginnt vergleichsweise ruhig, getragene – vermeintlich versöhnliche – Geigenklänge, bis dunkel und mächtig die Düsternis einbricht. Bedrohlich und schwer, ein eindringlicher Dialog zwischen Gitarre und Geige. Ein Song wie ein Albtraum. Die Songprogression, das Arrangement, die Dynamik – fantastisch. „Wermut hoch am Firmament“ – mit Gastvocals von L.G. (Ellende) – kracht und rumpelt wieder, aggressiv, schnell – man wird aus dem Traum gerissen, nur um mit unbändiger, zerstörerischer Wucht an die Wand gepresst zu werden. Ein Gitarrensolo scheint einen möglichen Ausweg zu zeigen, den man verzweifelt und vergebens zu erreichen versucht, poltert es doch gleich danach mit noch größerer Energie. In „Moloch“ bemüht sich eine zarte Melodie gegen die mächtige Wand der Rhythmussektion zu behaupten, die Lyrics stellen Erlösung in Aussicht, ohne aber Hoffnung zu wecken. „Ruakh“ beginnt mit einem sehr ruhigen Intro, tatsächlich ist das Bedrohliche gewichen, zart, wie Sterne am Himmel, heller Klang – aber es bleibt ein Trug. Rollend und mächtig nimmt der Song aufbrausend Fahrt auf und doch hält die Melodie dagegen als Kontrast im Chaos. Leider findet der Track kein Ende, sondern klingt mit einem fade-out aus. Das ist einfallslos – aber gut, das ist Jammern auf hohem Niveau. „Komm herbei, schwarze Nacht“ ist wieder deutlich schwerer, träger, mit den finsteren, schweren Riffs fast schon doomig. Aber auch in diesem Fall bleibt es nicht so. Wieder dreht der Song ins deutlich Schnellere, bricht dann wieder ab, wird ruhiger und nimmt wieder Fahrt auf. Herrlich wie variantenreich, wie lebendig und dynamisch die Songs das ganze Album hindurch sind. „Wenn sich mir einst alle Ringe schließen„, der letzte Track des Albums, ist ein Instrumentalstück. Piano und Geige umarmen die Hörerin versöhnlich, zärtlich und liebevoll begleiten sie aus den dunklen Tiefen heraus.
Fazit: FIRTAN gelingt mit dem rauen, sehr direkten Album Ethos ein herausragendes Beispiel für modernen Black Metal. Schnell, hart, aggressiv, intensive Vocals, mächtige Gitarren, wuchtige Drums, eine präzise eingesetzte und eindringlich gespielte Geige, vermitteln eine düstere, beklemmende, sehr dichte Atmosphäre aus der es kein Entrinnen gibt – aber wer will das schon, wenn das so großartig ist?
Punkte: 10 / 10
Autor: distelsøl