
Band: ENSOM
Album: Poimandres
Genre: Symphonic Black Metal
Trackliste:
01. Poimandres
02. Order Of Typhon
03. Zos Kia
04. The Theosophist
05. New Order Of Moloch
06. Real
07. Fuego Del Chielo
Mit ihrem zweiten Studioalbum Poimandres liefert die 2011 gegründete symphonic Black Metal-Band aus Barcelona ein intensives und atmosphärisches Werk ab, das die Ambitionen des Demos von 2013 deutlich übertrifft. Nach der langen Pause, die dem ersten Studioalbum Civilizations im Jahr 2020 sowie den beiden Singles „Sons of an Idea MMXXI“ (2021) und „Regit Mentem“ (2022) folgte, gelingt es der Band nun mit Poimandres, ihre künstlerische Vision auf beeindruckende Weise auszubauen und gleichzeitig ihrem musikalischen Kern treu zu bleiben.
Schon der gleichnamige Eröffnungstrack „Poimandres“ demonstriert mit einem epischen Einstieg aus orchestralen Arrangements, Chorgesängen und schneidender Gitarrenarbeit die komplexe Balance, die ENSOM schon in früheren Tagen meisterhaft hielt und nun weiter ausgebaut hat. Spätestens ab „The Theosophist“, dem vierten Track auf der LP, wird deutlich, woher die Inspiration der Jungs und Mädels aus Barcelona kommt. Ganz klar geht hervor, dass hier die großen spanischen Meister der Klassik wie z.B. Tomás Luis de Victoria oder Enrique Granados als Vorbilder für die klassischen Teile sowie die beeindruckende Atmosphärik, welche wir bisher nur von Bands wie Emperor oder Septicflesh gewohnt sind, sowie die experimentellen Ansätze, die man von Bands wie Limbonic Art kennt, herangezogen wurden.
Die lyrische Thematik der LP ist inspiriert von esoterischen und spirituellen Konzepten, welche durch die leicht bedrohliche und wunderschöne Stimmung des Albums sowie durch den perfekt eingesetzten Gesang und die tiefgründigen Texte effektiv vermittelt wird. Besonderheit: Der komplette Gesang ist „halb clean“, sodass es auch Neueinsteigern des Genres mühelos möglich ist, die Lyrics zu verstehen.
Songs wie „Order Of Typhon“ und „Zos Kia“ zeugen von einer bemerkenswerten Fähigkeit, Aggression und Symphonie zu verbinden, und verleihen der LP eine fesselnde Dynamik. Besonders bemerkenswert ist dabei, wie ENSOM ihre Musik gleichzeitig roh und melodisch hält. Die Band bleibt stets authentisch im Genre verankert, während sie sich spielerisch durch experimentelle und progressive Passagen bewegt.
Der Höhepunkt des Albums zeigt sich in den Tracks „New Order Of Moloch“ und „Fuego Del Cielo“, die mit extrem komplex aufgebauten Passagen und musikalischen Kontrasten spielen und die Atmosphäre und Epik noch weiter auf die Spitze treiben . Hier beweist ENSOM eindrucksvoll, dass symphonischer Black Metal mehr sein kann als bloße Aggression gemischt mit komplizierten Keyboardpassagen – es ist eine Reise, die zwischen Dunkelheit und Erhabenheit pendelt.
Insgesamt beweist ENSOM mit Poimandres, dass sie seit ihrem ersten Demo von 2013 nicht nur gereift sind, sondern auch ihre eigene Nische im symphonischen Black Metal gefunden haben. Einziges Manko: Manche klassischen Passagen sind sehr langatmig und komplex, was es schwierig macht, in die Musik zu kommen und im Flow zu bleiben, ohne abzudriften.
Fazit: Poimandres ist eine absolut gelungene Veröffentlichung, die ENSOM definitiv als pure Kraft im symphonischen Black Metal etabliert. Allerdings gehört diese LP zu den Alben, die man mehrmals und mit voller Aufmerksamkeit hören muss, um die Gesamtheit erfassen zu können.
Punkte: 9 / 10
Autor: Nicki