Band: ELLENDE
Album: Todbringerin
Genre: Ambient Post-Black Metal
Trackliste:
01. Am Sterbebett der Zeit
02. Ballade auf den Tod
03. Verehrung
04. Scherben Teil I
05. Scherben Teil II
06. Versprochen…
07. Verachtung
08. Am Ende stirbst du alleine
ELLENDE ist bereits seit Jahren einer der prominenten Vertreter der österreichischen Metal-Szene. Streng genommen handelt es sich um ein Post-Black Metal Solo-Projekt von L.G., der aber im Laufe der Jahre zunächst Musiker um sich gesammelt hat, die ihn bei Live-Auftritten und Sessions begleiten. Spätestens das 2016 erschienene zweite Album Todbringer hat mit starken Melodien und einer dichten Atmosphäre für eine breitere Bekanntheit gesorgt. Lizenzrechtliche Probleme und der Verlust der ursprünglichen Aufnahmen waren der Grund, dass ELLENDE sich entschieden hat, die Songs neu aufzunehmen. Das hier vorliegende Album Todbringerin ist formal also der fünfte Long-Player, bringt aber keine neuen Songs.
„Am Sterbebett der Zeit“ tut, was die Aufgabe eines Openers ist: er leitet ein, schafft die Grundlage der Atmosphäre. Im vorliegenden Fall begleitet eine sanfte Pianomelodie in die melancholische Welt von ELLENDE. Das grandiose „Ballade auf den Tod“ setzt zunächst hier fort, ein sanfter Klangteppich, das getragene Riff, die erste Verzerrung der zweiten Gitarre und die Explosion mit Einsetzen der Vocals und Drums. Hier zeigen sich Unterschiede im Klangbild der Neuaufnahme. Die Drums sind etwas mehr im Hintergrund, die Vocals präsenter, alles sehr klar und frisch. „Verehrung“ setzt dort fort. Die herrlich, verspielt Melodielinie, die dazu im Kontrast stehenden marschartigen Drums, das Riff, das die Melodielinie aufgreift, erweitert, variiert die Dynamik, Tempowechsel. Hypnotische, verzaubernde Wirkung, die so krass im Gegensatz zu den misanthropischen, elendigen Lyrics stehen. „Scherben“ war auf dem ursprünglichen Album, ein Epos von rund 15 Minuten. Bei der Neuauflage wurde es in zwei Teile geteilt. Diese Entscheidung ist für mich nicht ganz nachvollziehbar, ist aber vielleicht dem Zeitgeist geschuldet, in dem weniger ganze Alben als einzelne Songs gehört werden. Wie auch immer, der Song entfaltet immer noch seine Wirkung, in der Neuaufnahme ganz fantastisch wie die Details der Cymbals Klangraum erhalten. Das Songwriting, die Progression, die Dynamik, die Details und Raffinessen im Arrangement. Einfach großartige Musik. „Versprochen…“ wird von einem Duett aus Gitarre und Cello eröffnet, die zuvor so deutliche Verwüstung weicht hier einer tröstenden Lieblichkeit und Wärme, in die sich die Hörerin fallen lassen kann. „Verachtung“ ist ein vergleichsweise schneller, aggressiver Song, im dem die titelgebenden Verachtung und Misanthropie spürbar wird. „Am Ende stirbst Du allein“ hingegen ist eine Ballade, melancholisch aber akzeptierend, den Blick auf die Endlichkeit gerichtet. Hier ist es insbesondere der Dialog zwischen Bass und Gitarre, der das besondere Hinhören verdient.
Fazit: Dichte Atmosphäre, starke Melodien, tiefe Emotionalität, ein modernes Klangbild. ELLENDEs Album Todbringerin ist ein rundum gelungenes Werk. Die Songs haben durch die Neuaufnahmen nichts ihrer Magie verloren, grandioses Songwriting, berührend, eine hypnotische Wirkung – diese Qualitäten bleiben vollends erhalten. Die zeitgemäße Produktion sorgt für Frische, ein Mehr an Details und Klarheit, ohne jedoch steril zu klingen – das Album hat einfach Seele.
Punkte: 10/ 10
Autor: distelsøl