CAELI CONCEPT – Lunaison (2024)

Das Eröffnungsriff auf Lunaison, dem 2. Album der Band aus Frankreich, erinnert sehr an Meshuggah, doch schon nach ein paar Takten wird die extreme Progressivität klar. Das Geschwindigkeitsspektrum wird von extrem ruhig bis Stakkato-Brachialität ausgelotet. Beim Gesang verhält es sich ähnlich: sphärisch verträumter Klargesang wechselt mit wütendem Gebrülle und Doppelstimmen-Parts. Beim Erstkontakt wirkt die Musik spröde, modern, verkopft und hektisch, die Songstrukturen sind zerfranst, die Taktung wechselt oft und die Gesangsvariation muss man mögen, denn moderne Anklänge (man höre dbzgl. „Time Of A Sigh“ mit Korn-igem Einfluss und Gojira-Vibes) brauchen Offenheit. Teilweise driftet der Gesang in Linkin Park´sche Pop-Gefilde ab, manche Effekte wie der Harmonizer sind des Guten dann doch zuviel. CAELI CONCEPT packen sehr viel in ihre Kompositionen, ihr New-School-Rucksack droht vor rhyhthmischer Hibbeligkeit zu platzen, der rote Faden im Songwriting geht verloren. Die technische Klasse und der Mut zum Experiment sind aller Ehren wert, doch für den Hörer ist das Gewirr im Sound und bei den Vocals mühsam zu entzerren. Heavy jazzy geht es manchmal mit sanft integrierten Bläsern und verspielten Bassläufen zu. Dann tauchen donnernder Doom und expressiver Operngesang auf – es gibt viel zu entdecken bei(m) CAELI CONCEPT – ich ertrinke in der Ideenvielfalt, mir fehlen die Hooks und Ankerpunkte. Das Finale „Vocifere“ treibt die Progressivität auf die Spitze und verlangt dem Zuhörer vollste Konzentration ab, bevor sich das Nervenkostüm in Luft auflöst…

Fazit: All jenen, die keine Songstrukuren zum Festhalten brauchen und experimentierfreudigen Klängen mit Modernismen und Vokalvariationen gegenüber offen sind, sei Lunaison ans progressiv schlagende Herz gelegt.

Punkte: 7 / 10

Autor: Leonard