Boréalys – L’héritage

Das kanadische Duo BORÈALYS braucht kein großartiges Brimborium oder irgendwelchen Schnickschnack, plakative Klischées oder aufmerksamkeitshaschende Gesten – die Musik fließt episch dahin, meist im gehobenen Midtempo, durchbrochen von schnelleren Passagen und manchen ruhigen, von Naturgeräuschen untermalten Atempausen. Die Klangwelt transportiert deshalb ein bodenständiges, urwüchsiges, archaisches Flair, das naturnahe Bilder vor dem inneren Auge entstehen lässt; als würde man sich gerade auf einer Floßfahrt oder einem Spaziergang durch schneebedeckte Landschaften befinden.
Das herzliche Zwischenspiel „L’esprit d’autrefois“ senkt gekonnt den Puls und geleitet mit sanften Tönen zum kraftvollen Riffing des kämpferischen Nachfolgers „Spirit Lake : Le cimetière des oubliés„. Die Stimme kreischt verhallt und wirkt wie eine zusätzliche Klangschicht und unterstützt die wunderbar harmonisch gleitenden Melodiebögen, die manchmal allein auf weiter Flur stehen und in herzerwärmende Akustikgitarren münden. Sehr schöne, unaufgeregte und doch aufregende Musik für Menschen, die sich hineinfallen lasen können in teils karge, teils opulent geschichtete Tonwelten, die manchmal symphonisch breit wirken.

Fazit: Das Debütwerk der beiden Kanadier BORÉALYS klingt erhaben, episch, herzlich und erdig, die Harmonie steht im Vordergrund, die Ausbrüche bauen sich langsam auf und halten sich mit entspannten Parts gekonnt die Waage. Genießen, abschalten und wegdriften ist hier die Devise!

Punkte: 8 / 10

Autor: Leonard