Band: AGGREVIL
Album: Unreleased Coming Soon
Genre: Black Metal
Trackliste:
01. Aggressive Evil
02. In The Hands Of Lucifer
03. Martyrium
04. Face The Fear
05. Day Of The Dead
06. Funeral Words
07. Temple Of Torment
08. Satan´s Beauty
09. Corpse From The Abyss
AGGREVIL wurde 2017 von den Gitarristen Dae Mihell und Sodomus Ergga gegründet. Nach Ergänzung um einen Drummer und eine Bassistin haben sie sich zunächst eher im Thrash zu Hause gefühlt. Nach einer Auflösung der Band 2020 hat Dae AGGREVIL als Projekt fortgeführt und es – als Selbstbeschreibung – in Richtung aggressive Melodic Black Metal entwickelt. Mittlerweile wieder zum Quartett angewachsen, liegt nun eine Songsammlung der Slowenen vor, die leider nur mit künstlichen Drums eingespielt wurde.
Der Opener eröffnet mit einem mysteriösen Soundeffekt, nach dem Verklingen des Effekts scheinen wir uns in einer Szene wie aus Walking Dead wiederzufinden: Wind weht, vereinzelte Geräusche aus dem Hintergrund als würden Türen schlagen, und Stimmen einzelner Untoter erheben sich, bis die Vocals „Aggressive Evil“ krächzen. Musikalisch erleben wir recht einfach gestrickte Songs, die sich – getragen von recht gleichförmigen Drums – entlang von Riffs entwickeln. Wobei wenig Dynamik, wenig Überraschung, wenig Besonderes geboten wird. Die Selbstbeschreibung des aggressiven, harten und schnellen Black wird nur eingeschränkt eingelöst, was enttäuscht. „Temple Of Torment“ erfüllt die Erwartung noch am ehesten, wenn der Bass einen Trampelpfad öffnet, an dem sich der Song orientiert und entlang galoppiert. Interessante Riffs, im Zusammenspiel beider Gitarren mit dem Bass wie beispielsweise zu Beginn von „Funeral Words“ oder im Finale von „Corpse From The Abyss“ sind zu selten. Die Vocals sind insgesamt ok – krächzend, gurgelnd, mal im Vordergrund, häufiger aber eher nur vorsichtig aus dem Klangbrei herausschälend, aber – und das sei eigens betont – immer gut verständlich. Einzelne Experimente sind interessant, wie zum Beispiel bei „Face The Fear„, wo Synthieflächen von kreissägescharfen Riffs zerstückelt und dann von Blastbeats pulverisiert werden. Das Motiv wird ständig wiederholt und sukzessive bedrohlicher und dunkler. In seiner Eigenart irgendwie ganz witzig – ich fürchte aber eher unfreiwillig – ist „Martyrium„. Der Track wird von einem feinen Riff eröffnet, stürzt dann im Laufe der Strophen kopfüber in eine rotzige Punk-Attitude, die direkt aus den späten 1970-ern kommen könnte, um dann im Chorus in ein dunkles Duett zu münden, das mit den tief gesungenen Backing-Vocals entfernt an mongolischen Kehlgesang erinnert.
Es ist bereits angeklungen, aber noch ein Wort zur Produktion: Die Drums sind sowohl erstaunlich seelenlos und flach klingend als auch weitgehend penetrant laut. Es ist definitiv hörbar, dass hier kein echtes Drumkit geprügelt wurde. Gitarren und Bass ranken sich an der Drumspur entlang, bekommen aber zu wenig Raum, um ein Profil zeigen zu können, verlieren sich im breiigen Klang. Die Vocals, stellenweise mit ordentlich Halleffekt ausgestattet, bleiben ebenfalls weitgehend dünn.
Fazit: Die erste Songsammlung von AGGREVIL ist noch keine wirklich runde Sache. Es gibt ein paar interessante Ansätze, in Summe bleibt aber die Frage offen, was die Slowenen tatsächlich transportieren wollen. Es gelingt nicht, eine Atmosphäre zu schaffen, um die Hörerin in den eigenen Kosmos zu ziehen und bleibt unangenehm distanziert. Die Songsammlung ist noch nicht konsistent, die Band hat musikalisch noch kein stabiles Profil, das Songwriting ist weitgehend einfach, simpel. Es fehlen echte Drums – wobei: es wäre interessant, wie die Songs ohne die Drumspur aus der Konserve klingen würden.
Punkte: 5/ 10
Autor: distelsøl