AD NIHILUM – An Escape For The Guilty (2024)

Was erwartet uns auf dem Erstlingswerk dieses Duos aus der Schweiz? Die epischen Spielzeiten lassen vermuten, dass die atmosphärische Dichte hier im Vordergrund steht und wir ein bisserl Geduld für die ausladenden Stücke brauchen. Getragene Parts und doomige Schwere sind Säulen der musikalischen Darbietung, doch keineswegs agieren die Musiker nur als Trauerklöße, sondern geben in extrovertierten Blasts ordentlich Gas. Gesanglich wechseln sich harsche Growls mit orchestralem Chorgesang, der an die fantastischen Vibes der Norweger Funeral erinnert. Perfekt harmonisch gleiten die lang ausgewalzten Kompositionen mit dezenter Keyboardbegleitung dahin, sanfte Steigerungen und unterschwellige Boshaftigkeit ziehen den Hörer in einen Strudel aus Verzweiflung, Ohnmacht und doch auch kämpferischer Aggressivität. Getragene Gelassenheit vermischt sich mit bedrohlicher Dunkelheit, wenn derbe Growls vom Untergang künden. Schön gezogene Leads lassen die Sonne aufgehen, während finstere Attacken in den pechschwarzen Abgrund ziehen. Verzweifelte Schreie gehen mit perlenden Keyboards Hand in Hand und coole Doublebasspassagen rollen harmonisch der Apokalypse entgegen. Ruhige Gitarrenmotive verbreiten ein entspanntes Flair, doch im Hintergrund wartet bereits der nächste sorgfältig vorbereitete Kaskadenangriff. Besonders das Finale „The Unbearable Guilt“ zeigt, wie wunderbar schön abgrundtiefe Traurigkeit klingen kann.

Fazit: Finsterer Doom, orchestrale Dichte, noble Zurückhaltung, donnernde Ausbrüche und variable Vocals machen An Escape For The Guilty zu einem packenden und trotz der Songlängen jederzeit spannenden Album, das jeden Fan stimmungsvoller Klänge tief ins Herz treffen wird.

Punkte: 9 / 10

Autor: Leonard