Ravenoir (Alesh AD)

Ich bedanke mich bei dir, dass du dir Zeit für dieses Interview genommen hast.

Kannst du dich mal bei unseren Lesen vorstellen und ein wenig über deine Band Ravenoir erzählen?

RAVENOIR ist eine Blackened-Death-Metal-Band aus der Tschechischen Republik. Die Geschichte der Band begann im Jahr 2020. Die Idee zur Gründung eines neuen musikalischen Ensembles reifte in mir bereits während meiner Zeit in der legendären Dark-Metal-Band ROOT, die jedoch aus schwerwiegenden gesundheitlichen Gründen der zentralen Figur Jiří BigBoss Valter zu Beginn dieses Jahres ihre Tätigkeit nach rund 35 Jahren beendete. RAVENOIR wurde meine einzige musikalische Umsetzung. Ich habe eine Menge neuer musikalischer Ideen, und durch RAVENOIR kann ich die überbordene Energie aus mir herauslassen. Das war der wichtigste Grund, meine Pläne zu überdenken und eine neue Truppe zu gründen. Neben meiner Person – Alesh AD (Gitarre, Gesang), wird das aktuelle Line-Up von Igor Hubik (Bass), Ales Hampl (Gitarre) vervollständigt, ein völlig neues Gesicht bei RAVENOIR ist Anton Samokhvalov (Schlagzeug), der Patrik Sas ersetzt hat. Der Name RAVENOIR ist eine Erfindung von Igor Hubík. Der erste Text, den er für mein Projekt schrieb, hieß genau so, und mir war in diesem Moment klar, dass dies der richtige Name für meine neuen, aufkommenden musikalischen Pläne ist. Wenn man mich ein wenig kennt, weiß man, dass ich Raben liebe. Ich bin fasziniert von der lebhaften und unverwechselbaren Symbolik, die sie darstellen. Wie wir wissen, ist der Rabe ein Symbol des Geistes, des Wissens und der Intelligenz, ein Hüter von Geheimnissen, aber auch eine dunkle Ikone des Todes und ein so genannter Bote vom Jenseits. Daher das Wortspiel, das aus zwei Teilen in zwei Sprachen besteht, was einfach schön klingt und mir gefällt: raven = RAVEN (englisch) und black = NOIR (französisch).


Ihr habt kürzlich euer zweites Album mit dem Titel „In The Womb Of Sin“ veröffentlicht. Wie kam es zu diesem Albumtitel und kannst du uns ein wenig über die Entstehen berichten?

Der Inhalt wird begleitet von dem Thema der verbotenen Frucht, der Sünde und der Erbsünde, mit der bekanntlich jedes Wesen verunreinigt auf die Welt kommt. Unzucht, Lust und Begierde, Erregung, Vergnügen, Genuss und nicht zuletzt die Erschaffung des Lebens in Sünde. Ich bin für den Genuss, nicht für Verzicht und Enthaltsamkeit! Wir leben nur einmal. Sünde ist nur ein Wort, das mich zum Schmunzeln bringt und nicht zum Respekt. Die satanischen Neun haben für mich viel mehr Gewicht als die heuchlerischen zehn Gebote Gottes. Handle immer so, dass du dich für deine Taten nicht schämen musst. Ich sehe keinen Grund, etwas zu unterdrücken, was für den Menschen völlig natürlich ist. Deshalb lehne ich grundsätzlich jede Religion oder jeden Glauben ab, der dem Menschen etwas strikt gebietet oder verbietet. Schließlich sind wir nur einmal auf dieser Welt, deshalb ist es wichtig, das Leben in vollen Zügen zu genießen. Jeder Einzelne sollte sein Leben so leben, wie er sich fühlt, und der Welt einen (vorzugsweise natürlich guten) Stempel aufdrücken. Warum sollte ich meine natürlichen menschlichen Bedürfnisse unterdrücken? Ich sehe darin überhaupt keinen Sinn. Schließlich nehmen Verbote immer ein schlechtes Ende. Das Motiv für das Titelbild war meine Idee. Sagen wir, das Bild zeigt meine Vorstellung vom Paradies, in dem die Hauptfigur eine Art ätherisches Wesen ist, eine Göttin des sexuellen Verlangens, der Erregung, der fleischlichen Genüsse, der Lust und der Unzüchtigkeit. Die christliche Theologie lehrt, dass diese sexuellen Triebe den Menschen schuldig an der Erbsünde und der erblichen Verderbtheit in diese Welt bringen. Ich persönlich übe mich nicht in Enthaltsamkeit, sondern gebe mich gerne allen sinnlichen Freuden hin, die das Leben zu bieten hat, und halte daher das Konzept der „Erbsünde“ für eine völlig absurde Behauptung. Jedenfalls hatte ich Gelegenheit, einige Kunstwerke eines indonesischen Künstlers mit dem Namen Jenglot Hitam zu sehen. Ich habe ihm meine Vision in ein paar Sätzen geschildert, und er hat sie künstlerisch genau erfasst. Das Backcover wurde von dem bekannten mexikanischen Künstler Néstor Avalos gestaltet. Die Zusammenarbeit sowohl mit Jenglot als auch mit Néstor verlief durch einen Austausch mehrerer E-Mails reibungslos. Ich würde in Zukunft sehr gerne mit Néstor Avalos zusammenarbeiten. Ich bewundere seine Kunst sehr.
Die Musik für RAVENOIR zu komponieren, wird immer nur mein Vorrecht sein. Natürlich ist die endgültige Form der Songs immer Sache der Band. Nach den bisherigen Erfahrungen und der daraus resultierenden Qualität der Gitarrenaufnahmen in meinem eigenen Studio bin ich zu dem Schluss gekommen, dass alle Gitarrenparts, auch die des Basses, problemlos in meinem heimischen RAVENOIR-Studio aufgenommen werden können. Das ist eine absolut praktikable Option für mich, mit der ich unabhängig von der Verfügbarkeit von Zeit und Geld arbeiten kann. Die Zusammenarbeit mit dem Tonmeister Pavel Hlavica vom Shaark-Studio in Bzenec hat sich bei den Aufnahmen zum Debütalbum bestens bewährt und deshalb habe ich mich auch dieses Mal für diese Methode entschieden. Ich bin stolz auf das RAVENOIR-Debüt „The Darkest Flame of Eternal Blasphemy“ (2021) und die zweite Veröffentlichung „In the Womb of Sin“ (2022). Beide Alben haben eine große Anzahl von Metal-Anhängern auf der ganzen Welt erreicht und alle Kritiken zu diesem Werk waren und sind mehr als positiv. Aus meiner Sicht und im Nachhinein kann ich sagen, dass ich an beiden Alben nichts ändern würde. Das Interesse an RAVENOIR wächst allmählich und das ist für mich sehr motivierend.

Welche Themen bestimmen euer musikalisches Schaffen?

Die Verbindung zwischen den beiden Alben ist genau die Düsternis und Rohheit, die mit verschiedenen Klanglandschaften verwoben ist und die düstere Stimmung des gesamten Albums verstärkt. Pathos und dunkle Gefühle waren schon immer tief in mir verwurzelt und ich versuche immer, sie beim Schreiben von Musik zu nutzen. Ich habe den Vorteil und die Fähigkeit, die endgültige Form der Songs zu hören, bevor sie endgültig fertig sind. Wenn ich meine Augen schließe, fließen die Arrangements aller Instrumente in meinem Kopf. Die Verschmelzung von Dunkelheit, Rohheit, Wildheit mit melodischen Elementen. Diese Elemente werden immer die Entsprechung von RAVENOIR sein.


Habt ihr vor mit eurem neuen Longplayer im Gepäck auf Tour zu gehen? Wenn ja, gibt es schon konkrete Pläne?

Auch für dieses Jahr kamen mehrere Angebote, mit RAVENOIR aufzutreten, die wir aber alle dankend ablehnen mussten. Es lag aus zeitlichen Gründen nicht in unserer Macht, so schnell ein Konzertprogramm zu spielen. Es ist schade, aber wir wollten uns nicht um jeden Preis abhetzen, nur um irgendwo zu spielen. Alles hat seine Zeit und ich glaube fest daran, dass wir nächstes Jahr endlich konzertant aktiv sein werden, also zögert nicht, uns live zu erleben. Wir freuen uns schon jetzt darauf.


Wie lange bist du schon in der Metalszene aktiv?

Ich bin seit etwa drei Jahrzehnten in der Musikszene tätig. Der Einblick und die reiche musikalische Erfahrung, die ich im Laufe der Jahre in der Musikbranche gesammelt habe, sind natürlich ein gewisser Vorteil und ein Plus für den Anfang, aber RAVENOIR steht am Beginn eines neuen Kapitels. Ich versuche immer, alle meine Aktivitäten verantwortungsbewusst und vollständig anzugehen und alles zur allgemeinen Zufriedenheit zu erledigen. Das wird auch bei RAVENOIR der Fall sein.


Wie siehst du die Metalszene in eurer Heimat Tschechien?

In der Tschechischen Republik gibt es eine Menge guter Metal-Bands, andererseits gibt es einige völlig unnütze Bands. Ich persönlich habe damit nichts zu tun. Meiner Meinung nach ist der Musikmarkt weltweit sehr gesättigt mit Bands und nur die Besten können sich wirklich abheben. Die Band muss von dem, was sie tut, fest überzeugt sein und ihr Ziel beharrlich verfolgen. Sie muss ehrlich und sehr intensiv arbeiten, den richtigen Ansatz haben und natürlich etwas Besonderes sein. Es gibt kein Rezept, das einem Erfolg und Ruhm auf dem Musikmarkt garantiert. Es gibt nie etwas umsonst, wenn man sich nicht anstrengt. Alle Bands auf der Welt haben die gleiche Chance und es kommt nur darauf an, wie sie diese nutzen können.


Habt ihr Angst heuer durch Corona wieder ausgebremst zu werden? Sprich abgesagte Konzerte usw.

RAVENOIR freut sich nun darauf, in den nächsten Monaten ein Programm mit Live-Auftritten vorzubereiten, die 2023 stattfinden werden. Ich vermisse es im Moment sehr, auf der Bühne zu stehen und aufzutreten. Ich hoffe nur, dass unseren Konzertplänen nichts im Wege steht und RAVENOIR im nächsten Jahr auf den Konzertbühnen durchstarten kann. RAVENOIR beginnt eine neue Ära in meinem Leben zu schreiben. Wir hoffen inständig, dass das kommende Jahr 2023 für die Konzertaktivitäten von RAVENOIR günstig sein wird und dass die Coronavirus-Maßnahmen unsere Pläne nicht durchkreuzen werden.


Wie hat die Pandemie 2020 bis jetzt eure Band beeinflusst?

Der Ausbruch des Coronavirus Anfang 2020 hatte einen großen Einfluss auf meine Entscheidung und hat die Gründung von RAVENOIR im Grunde nur beschleunigt.


Ich bedanke mich recht herzlich für dieses Interview und wir wünschen euch viel Erfolg für die Zukunft!

Vielen Dank für eure Unterstützung und eure Zeit, die ihr uns zur Verfügung gestellt habt. Viel Spaß euch allen und haltet die Augen offen für zukünftige RAVENOIR-Updates.