L.G. (Ellende)

Danke, dass ihr euch Zeit für dieses Interview genommen habt.
Ja danke auch für die Einladung und das persönliche Gespräch letztens.

In Österreich seid ihr ja schon bestens bekannt aber könnt ihr euch bei unseren Lesern ausserhalb
Österreichs vorstellen?

Hallo ich bin L.G. von Ellende. Gönn dir Black Metal!

Ihr habt kürzlich euer neues Album Ellenbogengesellschaft auf den Markt gebracht. Kannst du uns
ein wenig über die Entstehung und über die Wahl des Albumtitels erzählen?

Ich habe an diesem Album Anfang 2019 zu schreiben begonnen, es ist die siebente Veröffentlichung
und viertes Album von Ellende. Ich denke die große Aufgabe der Menschheit ist es dieses antrainierte
„Ich gegen alle und die Natur“-Denken abzulegen und darum geht’s zum Teil auch.

Das neue Coverartwork unterscheidet sich merklich von früheren Werken – ist die „neue
Natürlichkeit“ bewusst gewählt?

Es hat ganz klar ein neues Feeling. Aber bei näherer Betrachtung, thematisch sowie musikalisch,
kommt es doch sehr auf das zurück was Ellende schon immer war denke ich.

Die neuen Songs auf Ellenbogengesellschaft wirken direkter und zugänglicher, fließender, ist das
ein gewollter Effekt?

Das könnte auch damit zusammenhängen, dass ich im Hinterkopf habe, dass das live gut funktioniert
beim Songs schreiben. Nach dem Triebe Release 2021 mit zwei über 10 Minuten Songs ist der
Kontrast natürlich gefühlt noch stärker.

Nachdem die Pandemie jede Band in irgendeiner Weise getroffen hat, würde ich gerne wissen, wie
es euch in dieser Zeit ergangen ist.

Da ich von der Musik sowieso nicht leben kann und will war das für mich (und uns) ok so. Natürlich
war das ein Desaster keine Shows zu spielen, purer Stillstand. Aber ich habe mich auf meinen
Hauptjob konzentriert und neue Musik geschrieben. Zwischen all dem noch Live spielen ist mir
manchmal eh Zuviel des Guten und so hats gepasst.

Nach eurer Show in Graz waren sich einige Besucher einig, dass du viel präsenter auf der Bühne
warst als in der Vergangenheit. Hast du hier bewusst etwas verändert oder trifft dieser Eindruck
nicht ganz zu?

Das war eine natürliche Entwicklung, die so passiert ist. Die alten Alben waren mehr in sich gekehrt
oder introspektiv, die neueren Songs haben einen eher konfrontierenden Charakter, das spiegelt sich
in der Liveshow so wider.

In Österreich ist ja ein wahrer Boom in der Black Metal Szene entstanden und es gibt derzeit so
viele Bands wie noch nie. Wie siehst du die heimische Szene im Vergleich zur internationalen
Szene?

Ja, das habe ich ebenso beobachtet, die Gründungen kommen immer in Wellen. Es gab auch so
Zeiten, da hat gefühlt jeder Stonerrock oder Post-Rock gemacht. Wie ich angefangen habe, war
gerade Melodic-Death Metal „in“. Ich muss aber ehrlich sagen, dass ich mich nie so auf die heimische Szene konzentriert habe und das ist gut so. Spielen wir in Graz kenne ich 90% des Publikums nicht.
Das ist natürlich absolut großartig, aber sagt auch viel aus über die Szene, wie man seit Jugendzeit
kennt und dann eben nicht auftaucht. Bei Bestellungen ist es ähnlich, mit Abstand das meiste geht
halt ins Ausland, vor allem Deutschland und USA, das war bei Ellende schon immer so.

Ellende ist ja auf vielen Konzerten und Festivals in Europa ein gern gesehener Gast – aber welcher
Auftritt war dein bisheriges Highlight?

Puh, das ist schwer zu sagen. Aber so ziemlich alle Konzerte nach Covid hatten eine ganz spezielle
Energie. Vielleicht wegen dem neuen Album und was Ellende geworden ist, aber sicher auch weil uns
allen gezeigt wurde, dass sowas nicht selbstverständlich ist.

Gibt es ein Festival, auf dem du unbedingt mal auftreten möchtest?
Nein, weil man erst im Nachhinein weiß wie gut ein Festival wirklich ist. Wir sind oft mit großartiger
Gastfreundschaft überrascht worden und haben sehr nette Leute kennengelernt, wo man es
vielleicht nicht so erwartet und umgekehrt. Aber Hellfest Main Stage wär halt schon nice.

Möchtest du noch ein paar Worte an unsere Leser richten?
Alles gut, danke!

Ich bedanke mich recht herzlich für dieses Interview und wir wünschen euch viel Erfolg für die
Zukunft!