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Band: THIS GIFT IS A CURSE
Album: Heir
Genre: Black/Sludge Metal/Hardcore
Trackliste:
01. Kingdom
02. No Sun, Nor Moon
03. Void Bringer
04. Death Maker
05. Passing
06. Seers Of No Light
07. Cosmic Voice
08. Vow Sayer
09. Old Space
10. Ascension
Die schwedische Formation THIS GIFT IS A CURSE steht seit ihrer Gründung 2008 für eine Fusion von Black Metal-typischer Wut und Aggression, sowie der unheimlichen, schwerfälligen, aber lärmenden Atmosphäre des Sludge Metal. Schon das erste Album der Schweden aus dem Jahr 2012 sorgte mit dem eigenwilligen Ansatz für positive Resonanz. Mittlerweile liegt mit Heir das vierte Album vor, das in 10 Songs und über eine Spielzeit von knapp 67 Minuten ein „Mosaik menschlichen Leidens und der dunklen Schönheit, die darin liegt“ zeigen will.
Gequältes, verzweifeltes Kreischen eröffnet das Album. Der Opener „Kingdom“ lässt sich und den Hörenden keine Zeit, sondern reißt unmittelbar mit. Donnernde, krachende Drums, flirrende Becken, dunkle Gitarren, schwerfällige Riffs kontrastieren mit Passagen aus spoken words vor einer einfachen, dezent verzerrten Melodielinie. Bereits im ersten Track wird ein Stilmittel hörbar, das uns noch öfter begegnen wird, nämlich der beschwörend wirkenden Wiederholung. Sei es wie hier, der Melodie, oder wie in „No Sun, Nor Moon“ die titelgebende Textzeile, was sich in ein ritualähnliches Brüllen steigert, nachdem davor alles stabile, formgebende von mächtigen Drums und aggressiven Gitarren-Riffs zerfetzt und zerrissen wurde. Die Länge einzelner Songs lässt der Progression Raum, sodass die Dunkelheit förmlich aus jeder einzelnen Note herauskriecht, Raum greift und in Besitz nimmt was ihr gehört. Das Spiel mit Lautstärke, Tempo oder auch der Kontrast zwischen mächtigen Soundwalls und auf das Wesentliche reduzierten Sequenzen, schaffen eine Dynamik, die die Hörenden in ihren Bann zieht. Faszinierend wie die Klangwelt ist die Hässlichkeit, die eine dämonische Fratze vermittelt und so eine beklemmende Atmosphäre der Agonie schafft. Die Songs erzählen Geschichten voller Leid, Qual und Verzweiflung. Gebrüllt-gekreischte Textzeilen wie „Oh possession! Oh the suffering! Possession, I am….“ werden wunderbar vertont. Eindrucksvoll beispielsweise in „Seers Of No Light“ in dem ein dunkles, walzendes Riff vor gnadenlos geprügelten Drums alles zermalmt was unversehens in den Weg kommt und dazu die Vocals bei all der Qual den Hörenden tausend kleine Tode sterben lassen. Der Sound ist mächtig, wobei mir die Drums untenrum, ein wenig zu breiig, dafür die Höhen zu spitz wirken, als besonders auffälliges Beispiel dafür sei „Cosmic Voice“ erwähnt. Es scheint durchaus so gewollt zu sein, wohl um der vermittelten Stimmung und Atmosphäre noch schmerzhafte Spitzen zu verpassen.
Fazit: THIS GIFT IS A CURSE zeigen auf Heir, dass es tatsächlich gelingen kann, die „dunkle Schönheit menschlichen Leids“ zu vertonen. Nichts an diesem Album ist schön – im herkömmlichen Sinne: nicht die Motive, nicht die Atmosphäre, nicht die Melodien – vielmehr ist es ein Blick in den Abgrund, der tiefschwarz und scheinbar endlos tief vor einem liegt. Es ist nicht das Leid Anderer, das voyeuristisch begafft wird, vielmehr werden die Hörenden konfrontiert mit dem eigenen Dunklen, mit den eigenen Dämonen. Der Ausweg bleibt vorerst unsichtbar.
Punkte: 8/ 10
Autor: distelsøl