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Band: HARVST
Album: Mahlstrom
Genre: Atmospheric Black Metal
Trackliste:
01. Mahlstrom Teil 1 – Der Aufschrei des Vergangenen
02. Laubwacht
03. Was die Erde nimmt
04. Wahnmal
05. Treibholz
06. Mahlstrom Teil 2 – Der Abschied des Dechiffrierten
07. Jetzt bis zuletzt
Das Jahr 2025 ist gerade mal 10 Tage alt, als das Album Mahlstrom von HARVST erscheint. Es ist das zweite Album des Trios aus Frankfurt. Schon das Debüt-Album wurde sehr positiv aufgenommen, bot es doch Atmospheric Black Metal, was in den letzten Jahren gute Chancen hatte, erfolgreich zu werden – und da wird es schwierig. All zu oft bekommt man Picksüßes, Zugekleistertes und Überproduziertes zu hören. All zu oft wird Banalität mit vielen Tonspuren zu überdecken versucht. All zu oft biedert sich wenig inspirierte Musik über vermeintlich erfolgreiche Strickmuster an, ohne Substanz zu bieten. HARVST stach aber doch heraus, mit Anspruch, mit Qualität – ob das auch beim zweiten Album gelingt?
Ein eingängiges Tremolo-Riff eröffnet das Album, erst blechern-distanziert, mit ordentlich Hall, dann – begleitet von ersten Blastbeats – mit voller Kraft. Die Drums reißen förmlich in den Mahlstrom hinein: druckvoll, präzise. Der Chorus, ein Hook, wie er im Lehrbuch des Atmospheric Black Metal steht, dazu zwei Vocals, die sich ergänzen und kontrastieren, kreischend und klar. Deutsche Lyrics, weder pathetisch noch banal. Insgesamt wird eine dichte atmosphärische Landschaft eröffnet. Mit „Mahlstrom Teil I – Der Aufschrei des Vergangenen“ gelingt ein herrlicher Auftakt. Über die 45 Minuten bieten die nur sieben Songs die ganze Bandbreite des Subgenres. Krachende Tracks, wie „Laubwacht“ oder „Was die Erde nimmt„, die sich förmlich ekstatisch steigern, dazwischen Breaks, Tempo- und Rhythmuswechsel. Gerade in „Was die Erde nimmt“ stehen die Rhythmus-Sektion von Bass und Drums im Vordergrund, tragen, ja dominieren den Song. „Wahnmal„, zunächst raumfüllend, dann unter dem Druck der Drums zerberstend und neu – mit progressive-artigen, fragil-verschrobenen Elementen zusammengesetzt. Dazu das Storytelling in feiner Balance zwischen musikalischem und lyrischem Ausdruck, beispielhaft in „Treibholz„. Zeigt mir die Hörerin, die bei dem Riff nicht am Haken hängt, herrlich im Kontrast mit dem rumpelnd-pochend und mahnenden Akzenten der Rhythmusgitarre. Und wenn dann – nach einem sehr feinen Piano-Intro – in „Mahlstrom Teil II – Der Abschied des Dechiffrierten“ – über 9 Minuten hinweg Motive aus den bisherigen Songs aufgegriffen, der Song von den Drums förmlich vor sich her geprügelt wird und mit „Donnern der Wut“ seine Entsprechung in den Lyrics findet, schlussendlich aber – von Streichern begleitet – besänftigt ausklingt, ist die Hörerin zufrieden gestellt.
Fazit: Das zweite Album von HARVST ist ein ausgesprochen gelungenes Werk. Aus diesem Mahlstrom gibt es kein Entrinnen. Die dichte, fesselnde Atmosphäre, die saubere Produktion, das gediegene Songwriting und nicht zuletzt, die schrägen, brechenden Akzente. Ein gelungener Auftakt ins Jahr 2025 – so kann es weiter gehen.
Punkte: 9/ 10
Autor: distelsøl