Band: FOR THE STORMS
Album: Losing What´s Left Of Us
Genre: Doom/Death/Sludge/Post-Metal
Trackliste:
01. Dogma
02. Regret
03. Ghosts
04. Closures
05. Losing What´s Left Of Us
06. Fragments
07. May The Emptiness You Carry Bring Some Comfort When You´re Gone
08. The Void Below
09. Nepenthe (To Watch Myself Drown)
Drei Jahre nach dem Erstling legt das italienische Quintett FOR THE STORMS mit Losing What´s Left Of Us sein zweites Album vor. Es handelt sich dabei in einem weiteren Sinne um ein Konzeptalbum, in dem sich die drei vorhanden Kapitel inhaltlich mit Zeit, Verlust und Nietzsches Ewige Wiederkunft des Gleichen auseinandersetzen. Aber auch musikalisch lassen sich die drei Kapitel unterscheiden und bilden so das gesamte Spektrum der musikalischen Schaffenskraft der Italiener ab.
Das erste Kapitel des Albums ist geprägt von schweren Riffs sowie druckvollen Drum- und Bass-Lines, wobei insbesondere der erste Song „Dogma“ eine mächtige Sogwirkung entfaltet. Der modern und frisch klingende Sludge mit Banger-Qualitäten holt die Hörerin unmittelbar ab. Unversehens steht man im Zentrum eines mächtigen Klangraums und wird thematisch mit der Zerbrechlichkeit und Unsicherheit von nichts Geringem als der eigenen Existenz konfrontiert. „Regret“ beginnt mit Krachen, Flirren eines Verstärkers und einem Schrei. Tiefschwarzer schwerer Doom setzt ein, immer wieder unterbrochen von sehr fein geschriebenen, fast zärtlichen Sequenzen. Nach einem Interludium folgt das zweite Kapitel. Das thematische Motiv des Verlust findet musikalischen Ausdruck in melodischen Gitarrenlinien, eleganten Riffs, tiefen Growls und an der einen oder anderen Stelle im Aufblitzen von Black Metal-Elementen. Das Kernstück des Kapitels und des gesamten Albums ist der titelgebende und über 10 Minuten lange Song „Losing What’s Left of Us„. Der Track weist eine Progression auf, die jeder Emotion Platz lässt. Laute, wuchtige Passagen, die authentisch Schmerz und Agonie vermitteln. Leise, ruhige Sequenzen wie innerer Rückzug im Sturm des Lebens. Ein weiteres Interludium leitet das dritte Kapitel, das aus den Songs „The Void Below“ und „Nepenthe (To Watch Myself Down)“ besteht, ein. Die musikalische Palette reicht von Funeral Doom, Sludge, bis hin zu wuchtigen Passagen, die an Death Metal und – in schweren, depressiven Passagen – Anleihen aus dem Depressive Black Metal genommen haben. Dabei bleiben FOR THE STORMS ihrem eigenen Klang treu: Kontraste, Dynamik, schwere Riffs, dichte, emotionale Atmosphäre mit starken Melodielinien.
Hat das Album auch Schwächen? Ja, wenn man nicht in der passenden Stimmung ist, könnte es in der Schweiz ng Progression Längen haben.
Fazit: FOR THE STORMS legen mit Losing What’s Left Of Us ein beeindruckendes, anspruchsvolles Werk vor. Es ist vielfältig, abwechslungsreich und gleichzeitig konsistent, ein Album, das von Anfang bis zum Ende gehört und jede shuffle-Funktion deaktiviert werden sollte. Man wird mit einem sehr gelungenen, atmosphärisch und emotional dichten Spannungsbogen belohnt. Es ist kein Album für jede Lebenslage, keines, das einzelne „Hits“ aufweist, aber eines, das zukünftig öfter mein dunkles Herz erfreuen wird, wenn die Stimmung passt. Sowohl musikalisch, als auch im Storytelling, ist das Album geschlossen. Die saubere, ausgewogene Produktion unterstreicht das Gesamtkonzept.
Punkte: 9/ 10
Autor: distelsøl