WANING – The Human Condition (2012)

WANING war eine Black Metal-Band aus Schweden, die 2007 in Göteborg gegründet wurde und bis 2015 aktiv war. 2016 gründeten dann die verbliebenen Musiker OV SHADOWS. Die Schweden veröffentlichten in ihrer aktiven Zeit zwei Longplayer und zwei Eps. Das vorliegende Album The Human Condition erschien im Jahr 2012 und wurde 2024 von Kandelaber Records neu aufgelegt. Das Werk beinhaltet insgesamt 8 Tracks bei einer Laufzeit von 43 Minuten und 15 Sekunden.

Die schwedischen Metropole Göteborg ist ja eher dafür bekannt, eine Geburtsstätte hochwertiger Melodic Death Metal-Bands zu sein und von daher war ich natürlich gespannt ob sich dies auch 1:1 auf schwarzmetallische Kapellen ummünzen lässt. So viel sei vorweggenommen, es ist möglich, denn WANING schwingen auch von Beginn weg eine feine Klinge. Sie tragen einen sehr ruhigen und harmonischen Black Metal vor, der aber immer wieder durch druckvolle Gitarren-Riffs an Spannung gewinnt. Die ca. 6-minütige Laufzeit im Opener „Beneath A Septic Sun“ bietet alleine betrachtet schon mehr Abwechslung als so manches Album und fesselt den Zuhörer über die gesamte Spielzeit. Man ist immer in Erwartung einer neuen Überraschung in Form einer Wendung im Song und durch leicht progressive Elemente gewinnt dieses Werk noch mehr an Feinheit. Wirklich schade, dass diese Gruppe in ihrer aktiven Zeit doch recht unbekannt blieb. Im zweiten Titel „End Assembly“ legt man dann etwas grooviger los und auch hier fließt wieder technisch hochwertiges Gitarrenspiel ein. So entsteht nie ein monotones Hörgefühl und man wird fast ein wenig von den vielen Gefühlsregungen überrumpelt. Mit „The Smoldering Next“ folgt dann ein Werk mit leicht post-metallischen Einflüssen und etwas gewöhnungsbedürftigem Gesangs-Experiment, das den Spielfluss etwas stört, da die schreiende Stimme nervig klingt. Aber zum Glück ist dieses missglückte Projekt nur von kurzer Dauer und so kann man dieses Störgeräusch gut verschmerzen. Im folgenden „Continuum“ schafft man es erstmalig, eine leicht depressive Atmosphäre aufzubauen, die aber immer durchzogen wird durch Riffs, die eine dezente Aufbruchstimmung vermitteln. Dieser Kontrast ist einfach nur genial und hat definitiv Ohrwurm-Charakter. Der Titel-Song „The Human Condition“ ist ein ca. 4minütiges Instrumental-Werk, das zwar gut in das Gesamt-Konstrukt pass,t aber doch etwas zu lange ausgefallen ist. Im darauf folgenden Track „Through Fields Of Mercury“ verliert man sich dann doch etwas zu sehr in progressiven Spielereien und so kommt kein richtiger Spielfluss zustande, da die zuvor oft einfließenden eingängigen Riffs zu selten kommen und dann ihre Wirkung verfehlen.  Auch „Void“ kann nur in manchen Passagen voll überzeugen, da man auch hier zu viel wollte und dann zu wenig daraus machte.  Im abschließenden Song „Cynic Eye“ findet man dann zumindest halbwegs wieder in die Spur und zeigt phasenweise wieder erwähnte Stärken und bringt dieses Werk zu einem würdigen Ende.

Fazit: WANING waren ihre Zeit voraus und wussten schon vor 12 Jahren, wie man Black Metal gekonnt mit progressiven Elementen bestückt. Leider verliert man sich zu oft im Detail, wodurch der Spielfluss etwas ins Stocken gerät.

Punkte: 8 / 10

Autor: Thomas Mais-Schöll