UDÅD – Ud​å​d (2024)

Band: UDÅD
Album: Ud​å​d
Genre: Black Metal

Trackliste:
01. Den Evindelige Ende 
02. Bakenfor Urskogens Utkant
03. Avgudsdyrker 
04. Blodnatten
05. Den Virkelige Apokryf
06. Vondskapens Triumf
07. Kald Iver
08. Antropofagens Hunger

Manchmal tut es gut, inne zu halten, zurück zu blicken, das eigene Werden und Sein zu reflektieren. Erinnerungen aufzugreifen, wieder einzutauchen in das, was war, um von diesem Standpunkt aus, das was ist, wird und sein könnte, zu antizipieren. Kein verklärter Blick auf die „gute alte Zeit“, sondern sich besinnen, zurückkehren auf den Kern. Thomas Eriksen – wahrscheinlich weitgehend für seine Band Mork bekannt – hat sich Zeit genommen, daraus das Nebenprojekt UDÅD entwickelt; auf dem self-titled Album Udåd lässt er uns teilhaben an seiner reflexiven Reise.

Ein opulentes, schön rau und räudig verzerrtes Riff eröffnet den Instrumental-Track „Den Evendelige Ende“ und das Album, das Motiv wird in einer Gitarren-Polyphonie aufgegriffen, lädt ein, füllt den Raum mit einer eigentümlich dunklen, melancholischen, trägen Atmosphäre. Drückend und schwer, das selbst dem Track selbst, die Energie abhanden kommt und er langsam verebbt. Auch „Bakenfor Urskogens Utkant“ baut auf einem simplen, dreckigen Riff auf, weitere Gitarren, Bass und Drums greifen es auf, vervielfältigen es ohne viel Variation, die aus dem Hintergrund kreischenden Vocals kontrastieren mit der Trägheit. Es wirkt simpel, es wirkt ungeschliffen, es scheint wie ein aus dem Plattenregal der späten 80-er und frühen 90-er Jahre gefallener Track zu sein. „Avgudsdryker“ bricht erstmals mit dem bisherigen Muster. Wir landen in den 2020-er Jahren, Post Black-Metal Vibes, modern-experimentell dissonante Akkorde. Ein wunderbarer Track, der fesselt und wie ein Strudel weiter in die Dunkelheit zerrt, bis die eingängige Melodie wieder Oberhand gewinnt – zumindest bis sie bricht. Die Anspannung der Erwartung, wird in „Blodnatten“ mit einem dynamischen Basslauf weiter gesteigert, bis ein grandioses Riff alles löst. Herrlich vielstimmige Gitarren markieren den Höhepunkt des Albums. Starke Melodie, treibende Drums, erste Blast-Beats, prägnante Bassline. Ein großartiger Track, in dem die Synthese der vermeintlichen Einfachheit des klassischen Black Metal mit der Komplexität des modernen, progressiven Black Metal gelingt. „Den Virkelige Apokryf“ setzt einen kräftigen Kontrapunkt: krachende Blast-Beats eröffnen den Track, ein Riff surft auf den treibenden Drums, gnadenloses Gerumpel zertrümmert förmlich die aufgebaute Atmosphäre. „Vondskapens Triumf“ ist geprägt von einer eigenartig schrägen Melodielinie, die sich irgendwie nicht so recht in das Gesamtgefüge integrieren kann und in der zeitweise die Gitarre nach 80-er Jahre Synthie-Hammond klingt. Ein schräger Song, der wahrlich nur mehr wenig mit den Black-Metal-Wurzeln zu tun hat. „Kald Iver“ ist wieder ein herrlich komplexer und vielschichtiger Song, voller Energie, mit Tempowechseln, einem Basslauf, den man so im Black Metal selten hört. Schlussendlich endet das Album mit „Antropofagens Hunger“ einem eher ruhigen, langsamen Track, in dem das gesamte Album nochmal verdichtet wird.


Fazit: UDÅD ist roher, ungeschliffener und gleichzeitig erstaunlich vertraut klingender norwegischer Black Metal. Düster-melancholische Atmosphäre, weitgehend auf Blast-Beats verzichtende, von dezenten Drums und prägnanten Bass-Läufen getragene Songs, die von polyphonen Gitarren und schneidend-melodiösen Riffs mit einer ordentlichen Portion Fuzz-Distortion vorangetrieben werden. Vocals wie aus den Black-Metal-Kellern der frühen 90-er Jahre. Interessant, wie es gelingt Klassisches mit Modernem zu verschneiden. Eine Zeitreise und doch zeitlos.

Punkte: 8 / 10

Autor: Distelsøl