MORMÂNT DE SNAGOV – Invocation Through Revocation (2023)

Die Einleitung des 5. Albums dieses finnischen Quartetts erinnert in seiner wunderbar harmonischen und dezent orchestralen Manier an Tiamat aus der Clouds/The Astral Sleep-Phase, doch danach ändert sich die Richtung frappant. Thrashig, bissig, groovy und aggressiv knallen uns die vier Herren einen nicht allzu einfachen Mix vor den Latz. Die Melodik bewegt sich eher im Hintergrund, eine komplexe Spielweise behält meist die Oberhand. Hektische Soli und zahlreiche Taktwechsel sorgen für ein kompliziertes Klangbild, an die schreiende Stimme muss man sich gewöhnen. Geschickte Tempoverschleppungen bis zum Nullpunkt inklusive Flüstervocals oder Klargitarren überraschen und tun der Dynamik gut. Melancholische Leads gehen mit progressiv angehauchter Experimentierfreude und komplexen Drums einher, einige Disharmonien fordern den geneigten Zuhörer heraus. Orchestrale Keyboardteppiche und Groove-Riffs geben sich die Klinke in die Hand – die Band gestaltet den Zugang für uns keineswegs einfach, denn es lauern ständig Überraschungen am Weg. Donnernde Drums und schwere Orchestrierung intensivieren „Perennial Bliss“ und man setzt sich durch die Mischung aus Symphonic Black und Experimental Metal ein wenig zwischen alle stilistischen Stühle, andrerseits ist der scheuklappenfreie Zugang komplett mutig. Die landestypische Melancholie schlägt hin und wieder durch und fügt der Präsentation eine wehmütige Aura hinzu. So richtig knallhart können es die Finnen jedoch auch und überrumpeln uns mit zackigen Blasts und fies kreischender Schreistimme. So manch verträumte Keyboardweise addiert eine zusätzliche, veredelnde Klangschicht. Ein akustisches Überraschungsei erwartet uns zum Schluss: das trippige, sanft gleitende Finale „Valediction For The Nameless“ entlässt uns elegant schwebend mit einem Seufzer auf den Lippen in den glutroten Sonnenuntergang…

Fazit: MORMÂNT DE SNAGOV bieten uns ein abwechslungsreiches, progressiv-experimentelles Werk, das dem geduldigen Hörer in seiner detailreichen Darbietung erst nach einer Eingewöhnungsphase seine akustischen Pforten öffnet.

Punkte: 9 / 10

Autor: Leonard