DYMNA LOTVA – З​я​м​л​я П​а​д Ч​о​р​н​ы​м​і К​р​ы​л​а​м​і​: К​р​о​ў (The Land Under The Black Wings: Blood) (2023)

Schon die ersten folkigen Töne des dritten Albums von DYMNA LOTVA treffen mitten ins Herz – später besticht die tolle Stimme von Sängerin Katsiaryna Mankevich, die von verzweifeltem Gekreische bis zu herzerweichendem Folkgesang oder Flüstertimbre alles im Repertoire meisterlich und teils extravagant theatralisch beherrscht. Ein reichhaltiges Angebot an Klangfarben und Stimmungen erwartet uns auf diesem opulenten Album. Bedrohliche Sequenzen mit Sirenen und doomiger Schwere, expressive Orchesterparts, nachdenkliche Folk-Färbung, dämonenhafte Düsternis, giftige Aggressivität, heroische Gesänge oder kontemplative Zurückhaltung – die hochkreative Band schöpft aus einem schier unermesslichen Arsenal an akustischen Ausdrucksformen. Es wird gewispert, herzzerreißend wehgeklagt, geheimnisvoll geflüstert oder inbrünstig gekreischt sowie gegrowlt; dazwischen blitzen akustische Schmankerl wie ein wehmütiges Saxofon auf oder symphonische Begleitung schmiegt sich als harmonische Patina an die breiten Songstrukturen. Hochmelodische Leads bauen im Hintergrund elegische Spannungsbögen, flirrende Melodien lassen die Sonne aufgehen, während dich hexenhafte Vocals und hypnotische Riffs unweigerlich in die Abgründe des kaskadischen Klangkosmos dieses quirlig-querdenkenden Quartetts ziehen. Heimeliges LP-Knistern, Kindergeschrei oder Glockenklänge tragen ebenso zum dichten Stimmungsbild bei.

Tipp: seht euch das Video zum formidablen Song „Buried Alive“ an – die einfache, von Farbkontrasten gespickte Präsentation steht symbolisch für die variable, zu Herzen gehende Musik und illustriert diese in fabelhafter Manier.

Fazit: DYMNA LOTVA stellen weit mehr dar als „nur“ eine klassische Metal-Band, denn die dramatischen Kompositionen erwecken eher den Eindruck eines exzentrisch-bizarren, avantgardistisch-surrealen Folk-Musiktheaters.

Punkte: 10 / 10

Autor: Leonard