Band: Øn
Album: Roots
Genre: Atmospheric/Folk Black Metal
Trackliste:
01. Roots
02. Ephemeral
03. Alive
04. Sinner
Bedrückende und zugleich erhabene Melancholie macht sich während der vier langen, episch dahinfließenden Kompositionen des deutschen Quintetts ØN breit. Das Einstandsalbum klingt souverän, als ob wir es mit alten Haudegen zu tun hätten, die sich ihres Sounds und der Wirkung ihrer Songs bewusst und nicht mehr auf der Suche sind. Mir gefällt die verzweifelte, aber nicht komplett in Hoffnungslosigkeit versinkende Stimme, die in Verbindung mit den wunderbar gezogenen Leadgitarrenmelodien schon den Opener „Roots“ zu einem emotionalen Hörerlebnis machen. Manchmal erinnern die elegant entspannten und doch desperat himmelsschreienden Stücke an alte Katatonia-Großtaten wie Dance Of December Souls oder Brave Murder Day, die in eine purpurrote Post Metal-Hülle getaucht wurden. Die getragene Musik bewegt sich kaum über gotische Schwere hinaus, doch eine unterschwellig aggressive Düsternis sowie der wütende Wille zu kämpferischen Trotzmomenten in mittelschnellen Ausbruchsszenarien ist ständig spürbar. Harsche Wendungen oder heftige Taktwechsel sind hier nicht zu erwarten, hier regiert eine herrlich heroische Atmosphäre, ausgerollt wie ein farbenprächtig schillernder und fein gewobener Klangteppich. Die explosive Steigerung beim finalen Verzweiflungsakt „Sinner“ schleift sich aufgrund des cool groovenden Basisriffs und der ständig variierenden Melodie unbemerkt ins Langzeitgedächtnis.
Fazit: All jene, die wunderbare, dezent folkige Melodiebögen und sehnsuchtsvolle, bittersüße Melancholie in ihrer Musik schätzen, sind bei ØN sehr gut aufgehoben – irgendwo zwischen Harakiri For The Sky und alten Katatonia, garniert mit einer Prise sphärischem Folk-Flair.
Punkte: 9 / 10
Autor: Leonard